Mannheimer Wissenschaftler: Frauen halten seltener Reden im Plenum

Datum: 
Mittwoch, 14. Oktober 2020
Medium: 
Mannheimer Morgen

"(...) Marc Debus, Politikwissenschaftler an der Universität Mannheim, hat zudem in Zusammenarbeit mit der schwedischen Politikwissenschaftlerin Hanna Bäck in einer aktuellen Studie herausgefunden, dass Frauen weltweit sehr viel seltener am Rednerpult stehen als Männer. 2021 erscheint das Buch „Die Politik der Legislativdebatte“ im Verlag Oxford University Press, das Debus zusammen mit mehreren Wissenschaftlern und Wissenschaftlerinnen verfasst hat. Seine Kollegen Jochen Müller, Christian Stecker und Andreas Blätte haben sich die Situation im Deutschen Bundestag angeschaut. Sie sagen: Das Geschlecht von Abgeordneten spielt bei der Anzahl der Reden eine Rolle. Untersucht haben sie die Protokolle der Parlamentssitzungen in den Jahren 1990 bis 2017. Der Studie zufolge sprechen Frauen nicht nur seltener, sondern auch kürzer als ihre männlichen Kollegen.

„Enorm überrascht“ waren Debus und sein Team von einer Entwicklung, die sich insbesondere in den skandinavischen Ländern zeigt: Parlamente mit einem anwachsenden Frauenanteil weisen einen Rückgang der Debattenbeiträge von weiblichen Abgeordneten auf. „Einen Grund dafür können wir noch nicht nennen“, sagt der Wissenschaftler. Der nächste Schritt sei demnach, diesen Effekt auch qualitativ zu untersuchen.

Frauen würden laut Debus zudem überwiegend „feminine“ Themen in ihren Reden behandeln. „Man hat diese Stereotype im Kopf“, sagt Debus. „Genauso spiegelt sich das auch größtenteils in der Verteilung der Ministerien wider.“ Frauen würden primär weichere Themen ansprechen. „Wohlfahrt, Familie, Gesundheit“, sagt Debus. „Und wenn wir eine Verteidigungsministerin haben, reden alle darüber.“ Denn Themen wie Verteidigung, Technik oder Finanzen seien in den Parlamenten maskuline Bereiche.(...)"

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