Integriert und vereint? Auf der Suche nach der Bürgerschaft in einem immer mehr zusammenwachsenden Europa

Das EU-finanzierte Projekt wurde in Kooperation mit 32 Partnerinstitutionen durchgeführt. Es untersucht den Stand der europäischen Integration im Hinblick auf die Herausbildung europäischer Bürger, mit Konzentration auf die Dimensionen der Identitäten, Repräsentation und politischer Aufgabenverteilung über die verschiedenen Ebenen des Mehrebenensystems. Das Projekt hat je zwei Elitenbefragungen und Bevölkerungsumfragen in 15 EU-Staaten durchgeführt. Die Beiträge der MZES-Forscher haben sich hauptsächlich auf Fragen der politischen Repräsentation konzentriert. Ein repräsentationstheoretischer Beitrag ist die Perspektive der zweistufigen Aggregation der Präferenzen, der die intervenierenden Effekte der Organisation von Abgeordneten in politischen Parteien und die Bildung von Regierungskoalitionen berücksichtigt. Die zweistufige Aggregation kann Ergebnisse liefern, die erheblich von der einstufigen abweisen. Normativ ist erfreulich, dass dies empirisch nicht der Fall ist: die Regierungspositionen zu EU-Fragen unterscheiden sich nicht gravierend von den Positionen, die in der Wählerschaft mehrheitsfähig sind. Ein weiteres zentrales empirisches Forschungsergebnis ist, dass die Kongruenz zwischen Bürgern und ihren nationalen Abgeordneten deutlich größer ist, als frühere Studien gezeigt haben. Issue-Kongruenz zwischen Bürgern und Politikern ist größer für bereits bestehende EU-policies als für solche, die erst im Zuge weiterer Schritte der Vertiefung der Integration realisiert werden sollen. Schließlich zeigt die Studie, dass Europa im Hinblick auf die politische Polarisierung zweigeteilt ist, zwischen dem wenig polarisierten Westen und den post-kommunistischen neuen EU-Staaten, in denen die Polarisierung hoch ist und weiter zunimmt.