Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries (CILS4EU)
Das Projekt untersucht die Integration von Migranten der zweiten Generation in vier ausgewählten europäischen Ländern: in Deutschland, den Niederlanden, Schweden und England. Es ist die erste umfassende, vollstandardisierte Längsschnittstudie zu diesem Thema in Europa und wird im Rahmen des NORFACE-Programms gefördert. Im Jahr 2010 wurden Kinder von Migranten im Alter von 14 Jahren, ihre einheimischen Mitschüler sowie ihre Eltern befragt. In den beiden folgenden Jahren sind zwei weitere Erhebungswellen geplant, so dass eine zentrale, weichenstellende Lebensperiode der Jugendlichen abgedeckt werden kann. Die Datenbasis ermöglicht es, das komplexe kausale Zusammenspiel von Prozessen der strukturellen, sozialen und kulturellen Integration zu untersuchen. Es kann davon ausgegangen werden, dass sich nur dadurch die Unterschiede zwischen Ländern, ethnischen Gruppen und Lebensbereichen erklären lassen, die sich in der bisherigen Forschung zur Integration der zweiten Generation in Europa zeigen. Das Projekt erhebt erstmalig die notwendigen Daten, um die Mechanismen hinter diesen verschiedenen und komplexen Mustern aufzudecken: strikt vergleichbare, theoriegeleitete, Mehr-Ebenen- und Längsschnittdaten mit ausreichender Fallzahl. Die Daten werden der internationalen Forschergemeinde zur Verfügung gestellt. Zusätzlich zu unseren eigenen substantiellen Forschungsbeiträgen soll auf diese Weise eine dauerhafte Dateninfrastruktur geschaffen werden, mit der sich die Integration von Migranten der zweiten Generation in Europa angemessen untersuchen lässt.
Zur Hauptaufgabe im Jahr 2022 gehörte die Erhebung der Daten der neunten Welle von CILS4EU. Zudem haben wir einen Campus Use File der Daten für die Lehre veröffentlicht. Neben diesen projektbezogenen Tätigkeiten konzentrierte sich exemplarische Forschung des Projektteams auf die Frage, ob das Phänomen des „immigrant optimism“, d. h. die Neigung von Schülerinnen und Schülern mit Migrationshintergrund, trotz ihres im Durchschnitt niedrigeren Leistungsniveaus im Vergleich zu Gleichaltrigen ohne Migrationshintergrund eher ehrgeizige Bildungswege einzuschlagen, für höhere Schulabbruchsquoten bei Personen mit Migrationshintergrund verantwortlich ist. Darüber hinaus haben wir anhand von CILS4EU-Daten und den darin enthaltenen Informationen zur Stärke ausländischer Akzente untersucht, ob diese sprachlichen Eigenheiten ein Hindernis beim Eintritt in den Arbeitsmarkt darstellen.