Die Bundestagswahl 2005: Ein verspielter Wahlsieg? Zur Dynamik individueller politischer Orientierungen am Beispiel der Bundestagswahlen 2002 und 2005

Fragestellung/Ziel: 

Im Vorfeld der Bundestagswahl 2005 starteten die Unionsparteien mit einem gewaltigen Umfragevorsprung in den Wahlkampf, fuhren jedoch das zweitschlechteste Wahlergebnis ihrer Geschichte ein. Dieser unerwartete Meinungsumschwung ist charakteristisch für den anhaltenden Trend zunehmender Volatilität in Parteipräferenzmaßen. Gleichzeitig, und scheinbar widersprüchlich, erhielten jedoch die beiden großen politischen Blöcke in Deutschland über mehrere Bundestagswahlen hinweg relativ stabile Stimmenanteile. Das Ziel dieses Projektes bestand darin, die Diskrepanz zwischen der Stabilität in Wahlergebnissen und Volatilität in Umfragen zu erklären. In der ersten Phase des Projekts wurden bestehende Umfragezeitreihen ausgewertet. Dabei unterstützten die Befunde eine bestehende Theorie, wonach Volatilität in Umfragen teilweise durch unentschlossene Wähler hervorgerufen wird. Unentschlossene Wähler setzen sich demnach überwiegend aus enttäuschten Regierungsanhängern zusammen, die aber zum Ende der Legislaturperiode regelmäßig zu "ihren" Parteien zurückkehren. Daraus folgt, dass die Volatilität in Wahlabsichtsanteilen teilweise künstlich erzeugt wird, weil Regierungsanhänger in der Mitte der Legislaturperiode bei der Berechnung der Parteianteile ausgeschlossen werden. In der zweiten Phase führten wir eine experimentelle Studie durch, um die Theorie empirisch weiter abzusichern. Im Kontext der Bundestagswahl 2009 überprüften wir, ob sich das spätere Wahlverhalten von unentschlossenen Wählern mittels impliziter Einstellungsmaße (dem sogenannten "Impliziten Assoziationstest") vorhersagen lässt. Die Hypothese wurde teilweise bestätigt: Unentschlossene Wähler mit starkem politischen Interesse wiesen Einstellungen auf, die sie zugunsten der Wahl bestimmter Parteien prädisponierten. Hingegen erwiesen sich die weniger interessierten Unentschlossene in ihrem Wahlverhalten als unberechenbar. Die Ergebnisse dieses Projekts können dazu beitragen, die bestehende Praxis der Vorhersage von Wahlergebnissen zu verbessern, indem künstliche Volatilität eliminiert wird.

Fact sheet

Finanzierung: 
Thyssen-Stiftung
Laufzeit: 
2009 bis 2011
Status: 
beendet
Datenart: 
Umfragedaten (Sekundäranalysen), Experimentaldaten
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen