Die Dynamik der europäischen Integration. Institutionelle oder bereichspezifische Effekte in der europäischen Gesetzgebung

Fragestellung/Ziel: 

Das Projekt "The Dynamics of European Integration" setzt sich zum Ziel, die konstitutionelle und operationale Entwicklung der Europäischen Integration zu erklären. Unter konstitutioneller Integration verstehe ich zum einen die vertraglichen Vereinbarungen, welche die Mitgliedstaaten bislang mit der Unterzeichnung der Römischen Verträge (1958), der Einheitlichen Europäischen Akte (1987) und dem Maastrichter Vertrag (1993) eingingen. Zum anderen fallen hierunter die Beitritte von Mitgliedstaaten, die zur Erweiterung des Mitgliederkreises von ursprünglich sechs auf momentan 15 Staaten führten. Für die Erklärung der vertraglichen Vereinbarungen wurde in Zusammenarbeit mit Thomas Bräuninger und Thomas Schuster, der im Arbeitsbereich III an einem von Herrn Professor Vaubel eingebrachten Projekt über Europäische Sozialpolitik arbeitet, ein Erwartungswertmodell entwickelt. Dieses Modell führt die Verabschiedung und die Reform von Verfahrensvorgaben, insbesondere die Absenkung des Einstimmigkeitskriteriums und die Einführung von Stimmenanteilen, auf die Erwartungen der einzelnen Unterzeichner zurück. Neben dieser theoretischen Arbeit wurden spieltheoretische Indizes entwickelt, welche die Eigenschaften institutioneller Verfahrensvorgaben messen. Die sogenannten Inklusivitäts- und Dezisivitätsmaße bauen auf koalitionstheoretischen Überlegungen auf und messen die aus der Koalitionstheorie bekannten Strategien, die Policy-Seeking und die Office-Seeking Strategie der Akteure. Mit Th. Bräuninger zusammen habe ich beide Maße auf die Entwicklung der Europäischen Verfahrensvorgaben angewendet, deren primäres Reformziel die Einbindung des Europäischen Parlaments in die Europäische Gesetzgebung bei gleichzeitiger Beschleunigung der Entscheidungsfindung im Europäischen Ministerrat war. Unter diesem Gesichtspunkt haben wir anhand der unterschiedlichen Verfahrensvorgaben zum einen die gleichzeitige nationale und parlamentarische Integration, zum anderen die politikbereichsspezifische Entwicklung der Verfahrensvorgaben analysiert. Weiterhin wurden unterschiedliche Entscheidungsvorgaben, die zur Zeit im Europäischen Ministerrat vorliegen oder zu dessen Reform diskutiert werden, untersucht. Die Wirksamkeit dieser Reformziele wurde mit einer Ereignisdatenanalyse überprüft, welche die Gründe für die Entscheidungsdauer von allen Europäischen Gesetzesinitiativen (Verordnungen, Richtlinien, Entscheidungen) angibt, die von der Europäischen Kommission seit 1984 eingebracht wurden. Zusammen mit Heiner Schultz (Stanford University, CAL) wurden Parameter geschätzt, deren Effekte aus dem legislativen "Blockadeintervallmodell" von Keith Krehbiel (Stanford, CAL) abgeleitet werden.

Fact sheet

Finanzierung: 
MZES u.a.
Laufzeit: 
1995 bis 1997
Status: 
beendet
Geographischer Raum: 
Europäische Union

Veröffentlichungen