Die osteuropäische Bevölkerung seit 1850

Fragestellung/Ziel: 

Das Ziel des Forschungsprojekts bestand darin, ein umfassendes historisches Datenhandbuch über die osteuropäische Bevölkerung von 1850 bis zur Gegenwart zu erstellen. Die Hauptthemen des Bandes sind Bevölkerungsstruktur, -entwicklung und -bewegung, Mortalität und Haushalts- und Familienstrukturen. Forschungsleitend war die Frage, ob sich die in der Literatur vieldebattierte These vom grundlegenden Unterschied zwischen West- und Zentral-/Osteuropa in wichtigen demographischen Dimensionen verifizieren lässt (z.B. hinsichtlich Heiratsverhalten, komplexe Haushalte). Zur Beantwortung der leitenden Forschungsfrage nach einem wesentlichen Strukturunterschied zwischen West- und Zentral-/Osteuropa wurde eine umfangreiche Datensammlung angelegt, welche für 21 Länder die zentralen Entwicklungen aufarbeitet und dokumentiert. Prinzipiell wurde versucht, den Gesamtprozess der demographischen Transition zu erfassen, wodurch der zeitliche Rahmen bis ins 19. Jahrhundert ausgeweitet wurde. Diese Datensammlung wird im Buch selbst und noch ausführlicher auf einer CD-ROM, welche dem Buch als CD-ROM beiliegt, der wissenschaftlichen Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. 21 standardisierte Länderprofile beschreiben die wichtigsten nationalen demographischen Strukturmuster und langfristigen Trends. Eine vergleichende Einleitung beschreibt und analysiert die wichtigsten Länderunterschiede und versucht, territoriale Muster herauszuarbeiten. Zentrale Ergebnisse des Projekts bestehen in der Bestätigung der oben genannten Thesen von erheblichen demographischen Unterschieden zwischen West- und Zentral-/Osteuropa. Der Unterschiede bleibt auch bestehen, wenn man die westeuropäische durchschnittliche Entwicklung mit den nationalen Entwicklungen des Bandes vergleicht. So bestätigt sich beispielsweise die These von zwei unterschiedlichen europäischen Heiratsmustern bis in die jüngste Gegenwart, allerdings mit Ausnahme der baltischen Länder und Maltas. Komplexe Haushalte sind in Osteuropa ebenfalls deutlich häufiger als in Westeuropa anzutreffen. Allerdings muss betont werden, dass die Aufhebung der Spaltung des Kontinents erhebliche Diffusionsprozesse ermöglicht hat, welche zunehmend eine demographische Annäherung Osteuropas an westliche Muster herbeiführt. Trotz dieser grundlegenden Strukturunterschiede ist Osteuropa kein einheitlicher Raum: ähnlich wie in Westeuropa bestehen erhebliche nationale Unterschiede zwischen Nord und Süd-(Osteuropa). Es zeigt sich außerdem, dass die nationalen Unterschiede seit 1990 anwachsen, da einige Länder schneller als andere Länder demographische Muster übernehmen (wie z.B. Kohabitation oder nichteheliche Geburten), welche sich in Westeuropa bereits früher etabliert haben.

Fact sheet

Finanzierung: 
MZES
Laufzeit: 
2005 bis 2011
Status: 
beendet
Datenart: 
Amtliche Statistik, soziale und demographische Surveys, Rechtsquellen
Geographischer Raum: 
Osteuropa

Veröffentlichungen

Bücher

Rothenbacher, Franz (2012): The Central and East European Population since 1850. Houndmills, Basingstoke, Hampshire, England, UK; New York, NY, USA: Palgrave Macmillan, Macmillan Publishers Limited. [The Societies of Europe; 5] mehr