Ausgangspunkt des Projektes ist die Tatsache, daß mit dem Zerfall der Sowjetunion 25 Millionen russischsprachiger Sowjetbürger in Angehörige von Staaten mit nichtrussischer Titularnation verwandelt wurden. Die Diskussion über ihren Status, vor allem die vorgebliche Verletzung ihrer Rechte und Interessen, spielen in der russischen Innen- und Außenpolitik seit 1993 eine zunehmende Rolle. Das Ziel des Forschungsvorhabens besteht darin, die Determinanten der Politik der Rußländischen Föderation gegenüber den russischen Minderheiten in den Nachbarstaaten herauszuarbeiten und den Stellenwert und die Funktionen dieses Themas in der Innenpolitik Rußlands zu bestimmen. Dabei soll das Spannungsverhältnis zwischen einem staatsbürgerschaftlichen und am territorialen Status quo orientierten Nationsverständnis einerseits, einem ethnonationalen, über die Staatsgrenzen Rußlands hinausgreifenden Verständnis von rußländischer Nation andererseits herausgearbeitet werden. Insgesamt soll das Konfliktpotential im Politikfeld Auslandsrussen eingeschätzt werden und nach Voraussetzungen und Möglichkeiten friedlicher Konfliktregulierung gefragt werden. Hierzu werden Theorien über die Bedeutung ethnischer Faktoren für außenpolitisches Handeln, insbesondere über die Rolle ethnisch verwandter Gruppen in zwischenstaatlichen Beziehungen und historisch-komparative Nationalismustheorien angewandt. Das Projekt ist auch an der Organisation der Konferenz "Zweite Nationale Wiedergeburt" vom 04.-08.07.1996 am MZES beteiligt.