Ethnische Netzwerke und der Bildungserwerb von Migranten im Lebenslauf

Fragestellung/Ziel: 

Das Projekt untersuchte die Bedeutung ethnischer Netzwerke für die Integration von Migranten und ihren Kindern in Deutschland. Dazu wurden Daten des Nationalen Bildungspanels (NEPS) für mehrere Startkohorten unter Verwendung unterschiedlicher Netzwerkmaße ausgewertet.

Eine methodischen Studie zu Messinvarianz ging der Frage nach, ob die in Startkohorte 6 verwendeten Befragungsinstrumente zu Sozialkapital für Einheimische und Migranten dasselbe Konzept auf dieselbe Weise messen. Nach Tests auf konfigurale Invarianz, metrische Invarianz und skalare Invarianz kommen wir zu dem Ergebnis, dass weder sprachliche noch kulturelle Unterschiede die Vergleichbarkeit der Sozialkapitalmessungen über die Gruppen hinweg gefährden.

Unter Verwendung von Startkohorte 4 (15jährige Jugendliche) wurde der Zusammenhang zwischen einheimischen Freunden und der Identifikation mit dem Aufnahmeland untersucht. Während die Identifikation von Spätaussiedlern und Jugendlichen aus ehemals jugoslawischen Ländern oder Südeuropa stark mit dem Anteil einheimischer Freunde zusammenhängt, konnten wir dafür keinen Beleg bei türkisch- oder polnischstämmigen Jugendlichen finden. In einer Folgestudie über Jugendliche türkischer Herkunft untersuchten wir, ob das Zugehörigkeitsgefühl zum Herkunftsland, also der Türkei,  mit der Identifikation mit dem Aufnahmeland, also Deutschland, zusammenhängt. Wir konnten zeigen, dass ein solcher Zusammenhang nur besteht, wenn die Jugendlichen in Nachbarschaften mit einem hohen Anteil von Bewohnern türkischer Herkunft leben. In dieser Situation verringert das Gefühl der Zugehörigkeit zum Herkunftsland die Identifikation mit dem Aufnahmeland.

In einer der ersten Studien, die zwischen religiösen und ethnischen Netzwerken unterscheidet, untersuchten wir Daten aus Startkohorte 3 (jüngere Schüler) und Startkohorte 4. Die Ergebnisse zeigen, dass das Engagement in religiösen Gemeinschaften mit einem besseren Abschneiden in mathematischen Leistungstests einhergeht, ein zunehmender Anteil an Nachbarn derselben Herkunft diesen Vorteil aber untergräbt. Dieser antagonistische Effekt stellt die Annahme in Frage, dass ethnische oder religiöse Gemeinden grundsätzlich förderlich oder schädlich sind.

Anhand Daten der Startkohorte 6 und direkter Messungen sozialer Ressourcen sowie der sozioökonomischen Zusammensetzung von Netzwerken, konnten wir weiterhin zeigen, dass ethnisch geprägte Netzwerke die Integration in den Arbeitsmarkt erschweren, da sie geringeres aufnahmelandspezifisches Sozialkapital bieten. Im Gegensatz dazu finden wir weder Hinweise auf positive Auswirkungen von Peer Groups noch einen eigenständigen Effekt von ethnisch geprägtem Sozialkapital auf die Arbeitsmarktintegration.

Fact sheet

Finanzierung: 
DFG
Laufzeit: 
2012 bis 2016
Status: 
beendet
Datenart: 
Sekundärdatenanalyse, Nationales Bildungspanel
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen