Forschung zu Fragen der „Europäisierung“, verstanden als die Anpassung subnationaler Systeme und Akteure an die Bedingungen eines durch die EU geprägten Mehrebenensystems, steht derzeit hoch im Kurs. In diesen Bereich fallen zahlreiche Untersuchungen zu Wirtschaftsorganisationen und - in geringerem Ausmaß - zu Gewerkschaften in der EU, während Studien zu sog. public interest groups (und neuen sozialen Bewegungen) bislang eher vereinzelt sind. Angesichts ihres potentiellen Beitrags zur Demokratie ist es von großer Relevanz die Einbindung dieser gesellschaftlichen Akteure in das europäische Regierungssystem und ihre Präsenz in einem transnationalen politischen Raum zu untersuchen. Dabei ist von der Annahme auszugehen, daß die hohen Transaktionskosten in einer vielsprachigen, heterogenen transnationalen Umgebung die bereits bestehenden Probleme des kollektiven Handelns noch verstärken. Dies kann zu einer Marginalisierung der Aktionen lokaler Gruppen, einer Verlagerung bevorzugter Aktionsformen hin zu „unkonventionellen“ Formen der politischen Beteiligung, einer hochgradig selektiven Organisation Europa-weiter Netzwerke und zu Veränderungen in den Beziehungen und Rollenzuweisungen zwischen lokalen, nationalen und transnationalen Organisationen führen. Das Forschungsprojekt zielte auf eine empirische Aufarbeitung und theoretische Erklärung der Aktivierung bürgerschaftlichen Engagements durch die Intervention europäischer Institutionen und der Einbindung lokaler Assoziationen in die europäische Politik. Der bei der VW-Stiftung eingereichte Forschungsantrag wurde von den Gutachtern übereinstimmend als wissenschaftlich hervorragend eingestuft. Er erfüllte jedoch aus Sicht der VW- Stiftung nicht ausreichend die Kriterien der einschlägigen Förderinitiative, die eine gleichwertig aktive wissenschaftliche Beteiligung der ost-europäischen Partner verlangte. Das Forschungsvorhaben konnte auch deswegen nicht weiter verfolgt werden, weil die in das Projekt eingearbeitete Wissenschaftlerin das MZES verlassen hat.