EuroPolis hat Formen des demokratischen Defizits der EU untersucht, die die EU-Bürger direkt betreffen. Es überprüft die Hypothese, dass die Einbeziehung der Bürger in umfassende, wohl informierte und vertiefte Deliberation über die Europäische Union den Zugang der Bürger zu politisch relevanter Information erleichtert, ihr politisches Engagement stärkt, ihre Wahrnehmung der Legitimität der EU-Institutionen verbessert und nicht zuletzt die Wahrscheinlichkeit ihrer Beteiligung bei EP-Wahlen erhöht. Die Hypothesen sind aus der Theorie der deliberativen Demokratie abgeleitet, die davon ausgeht, dass demokratische Legitimität auf Deliberation gründet und deshalb fordert, die Bürger aktiv in den politischen Prozess einzubeziehen. EuroPolis untersucht die politischen Ergebnisse deliberativer demokratischer Prozesse indem es analysiert, was passieren würde, wenn die EU Bürger wesentlich besser informiert wären über das Institutionengefüge der EU, den politischen Entscheidungsprozess, die inhaltlichen politischen Fragen, und nicht zuletzt die politischen Präferenzen anderer EU Bürger. Das Projekt hat grundsätzlich gezeigt, dass eine inhaltliche Deliberation zwischen "einfachen Bürgern" Europaweit möglich ist (zumindest in einem Quasi-Labor Experiment wie jenes, das wir durgeführt haben). Es hat zweitens einen klaren Zusammenhang zwischen politischen Präferenzen und Wahlentscheidungen belegt. Wenn europäische Bürger deliberieren, gewinnen sie wichtige Informationen, sie werden offener gegenüber den Sichtweisen anderer, sie neigen dann auch politischen Lösungen zu, die kurzfristig erhebliche Opfer erfordern (wie in der Debatte über die Erderwärmung), und sie sehen sich eher als Bürger Europas denn als Bürger ihres Nationalstaates. EuroPolis hat gezeigt, dass die Bürger Europas prinzipiell in der Lage sind, sich mit komplexen Problemen europaweit auseinanderzusetzen.