Dieses Projekt nimmt die kulturelle Integration der Nachfahren von türkischstämmigen MigrantInnen in Deutschland in Hinsicht auf familiales Verhalten und Einstellungen zur Familie in den Blick. Dabei vergleichen wir die sogenannte 1,5te Generation (Personen, die im Kindesalter migrierten) und die zweite Generation (Personen, deren Eltern migriert sind, die aber selbst in Deutschland geboren wurden) mit Deutschen ohne Migrationshintergrund. Das familienbezogene Verhalten und die Einstellungen zur Familie von Türkeistämmigen sind aus einer Reihe von Gründen besonders interessant. Erstens erreicht erst jetzt eine größere Zahl von Personen der zweiten Generation, deren Familien in den 1970er und 1980er Jahren nach Deutschland migriert sind, das Ende ihrer reproduktiven Phase, also ein Alter von 40 Jahren und älter. Bisherige Analysen mussten sich auf die Familienbildung mitten im Prozess beschränken, nun aber können erstmals Phänomene wie permanente Kinderlosigkeit und dritte Geburten umfassend analysiert werden. Zweitens stellen Türkeistämmige mit 2,5 Millionen Menschen die größte ethnische Minderheit aus einem einzelnen Herkunftsland in Deutschland dar. Drittens unterscheiden sich Fertilitätsraten, Partnerschaftsverhalten und Familienwerte in der Türkei deutlich von denen in Deutschland, was Voraussetzung dafür ist, mögliche Anpassungsprozesse untersuchen zu können. Für unsere empirischen Analysen nutzen wir den deutschen Mikrozensus der Jahre 2005, 2009, 2013 und 2017, das türkische Oversample des deutschen Generations and Gender Survey (GGS) und das deutsche Sample des Children of Immigrants Longitudinal Survey in Four European Countries (CILS4EU-DE).