Gesellschaft und Demokratie in Europa. Deutsche Teilstudie im Projekt "European Social Survey (ESS)"
Hauptziele des European Social Survey (ESS) sind die Untersuchung des Wandels von sozialen, politischen und moralischen Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen der Bürger in Europa sowie die Bereitstellung qualitativ hochwertiger empirischer Informationen und Daten für die vergleichende Forschung. Der ESS ist Teil der europäischen sozialwissenschaftlichen Infrastruktur und hat seit 2013 den Status eines European Research Infrastructure Consortiums (ERIC) inne. Seit 2002 werden alle zwei Jahre repräsentative Stichproben der Bevölkerungen von mehr als zwanzig europäischen Ländern befragt. Der ESS erfüllt hierbei insbesondere in den Bereichen Fragebogen- und Instrumentenentwicklung, Stichprobenziehung sowie Datenerhebung und -dokumentation die höchsten Qualitätsstandards der vergleichenden Umfrageforschung.
Neben einem Kernmodul zu soziodemographischen und weiteren Indikatoren von substanziellem Interesse (u.a. Politik, Religion, soziales Wohlergehen) besteht jede Welle aus zwei Wechselmodulen, die ein aktuelles wissenschaftliches oder politisches Anliegen in Europa abdecken. Wichtige Themen waren Einwanderung, gesundheitliche Ungleichheit sowie Einstellungen zum Klimawandel und Energienutzung. Die wiederholte Erhebung von Kerninstrumenten ermöglicht zunehmend die vergleichende Analyse von Wandel und Kontinuität in europäischen Gesellschaften. Die Daten aller teilnehmenden Länder sind frei verfügbar und stehen auf der internationalen Website des ESS zum Download zur Verfügung (www.europeansocialsurvey.org).
Das MZES verantwortete den deutschen Teil der Studie von der Vorbereitungsphase in den 1990er Jahren bis hin zur Planung und Durchführung des Frageprogramms und der Datenerhebung in den ersten sechs Runden (2002-2012) und lieferte Unterstützung für diese Aufgaben in den Runden 7 und 8 (2013-2017). Das deutsche ESS-Team hat eine Vielzahl von Büchern und wissenschaftlichen Artikeln sowie Lehrmaterialien veröffentlicht, insbesondere über die Stellung Deutschlands in Europa sowie die Integration der östlichen und westlichen Teile Deutschlands und Europas. Die Anzahl registrierter Nutzer/innen der ESS-Daten belief sich gegen Ende des Jahres 2017 auf insgesamt mehr als 110.000, wovon fast 12.000 aus Deutschland stammen. Der ESS hat sich somit seit 2002 zu einer der maßgeblichsten Ressourcen für die Erforschung sozialen Wandels in Europa entwickelt.