(GLES) Umfragen und Medieninhaltsanalysen zur Kurzfristdynamik des Wahlkampfes
Bei der Bundestagswahl 2005 kulminierten Prozesse der Veränderung, die als Konsequenz allgemeinen sozialen Wandels seit Jahrzehnten wirksam sind und durch die Wiedervereinigung zusätzliche Beschleunigung erfahren haben. Diese Prozesse betreffen einerseits das Verhalten von Wählern, dessen Instabilität ein bislang unbekanntes Ausmaß erreicht hat. Betroffen ist andererseits aber auch der Kontext, in dem Wahlentscheidungen getroffen werden, also Parteien und ihre Kandidaten, deren Wahlkampf und die Massenmedien. Das Zusammenwirken dieser Entwicklungen führte zu einem beträchtlichen Anwachsen der Fluidität des elektoralen Prozesses, das potentiell weitreichende Konsequenzen für die repräsentative Demokratie in Deutschland hat. Mit Blick auf die nächsten drei Bundestagswahlen (2009, 2013, 2017) wird die German Longitudinal Election Study (GLES) beobachten und analysieren, wie die mobile Wählerschaft der Gegenwart auf neue Konstellationen elektoraler Politik reagiert, die sich durch ein bislang unbekanntes Maß an Komplexität auszeichnen. Durch die Nutzung neuester Methoden wird dieses Projekt eine umfassende, komplexe und integrierte Datenbasis generieren und extensiv analysieren. Diese Datenbasis verbindet Querschnitt- und sowohl kurz- als auch langfristige Längsschnittstudien. Das Projekt kombiniert Umfragen zum Wahlverhalten mit der Untersuchung von Schlüsseldimensionen des elektoralen Kontexts: Medien, Kandidaten und Wahlkämpfen. Zudem konzentriert sich das Projekt auf mehrere Wahlzyklen und umfasst sowohl Wahlkampfzeiten als auch die Phasen zwischen den Wahlen. Alle durch dieses ambitionierteste und umfassendste Programm der deutschen Wahlforschung generierten Daten werden als öffentliches Gut behandelt und interessierten Sozialwissenschaftlern unverzüglich zugänglich gemacht.
Auf den GLES-Seiten finden Sie auch detaillierte Informationen zu den am MZES betreuten Studienteilen, der RCS-Wahlkampfstudie mit Nachwahlpanel und der Wahlkampf-Medieninhaltsanalyse.
Das Projektteam beschäftigte sich im Jahr 2023 primär mit der Vorbereitung und Einreichung von Manuskripten sowie Zeitschriftenartikeln und der Vorstellung der vorliegenden Forschungsergebnisse auf nationalen und internationalen Konferenzen. Das Team forschte unter anderem zu sozialen Normen, den Auswirkungen politischer Gespräche auf gesellschaftliche Polarisierungsprozesse und zu Fragen wahrgenommener Wahlintegrität unter Eliten als auch unter Bürger*innen und den Konsequenzen dieser wahrgenommenen Integrität für demokratische Prozesse. Forschung im Rahmen eines Dissertationsprojekts widmete sich den Konsequenzen parteiübergreifender Kontakte in Deutschland. Im Mittelpunkt standen dabei die Auswirkungen auf affektive Polarisierung und die zugrundeliegenden Mechanismen, mit einem besonderen Fokus auf Mehrparteiensysteme. Die German Longitudinal Election Study (GLES) ist inzwischen als institutionalisierte Wahlstudie bei GESIS dauerhaft verankert. Alle Neuigkeiten dazu finden sich unter https://gles.eu/.