Homogamie und Fertilität. Der Einfluss des Partnerschaftskontexts auf die Familiengründung

Fragestellung/Ziel: 

Ziel des Projekts war die Untersuchung des Zusammenhangs zwischen der Formierung von Partnerschaften, Bildungskonstellation und Fertilitätsneigung in Paaren und dessen Entwicklung im Lebensverlauf. Die niedrigen Fertilitätsraten in den meisten westlichen Ländern sind häufig auf das gestiegene Bildungsniveau, sowie auf die erhöhte Erwerbsbeteiligung und Karriereorientierung von Frauen zurückgeführt worden. Neuere Studien zeigten auch den Einfluss bestimmter Charakteristika von Männern auf die Fertilität und wiesen auf die häufige Kinderlosigkeit von niedrig gebildeten Männern hin. Aufbauend auf diesen Ergebnissen sowie auf Überlegungen aus der Familienökonomie und aus verhandlungstheoretischen Ansätzen wurde die bisherige Forschung durch die Fokussierung auf die Eigenschaften beider Partner und den Partnerschaftskontext erweitert. Für die empirischen Analysen verwendeten wir Querschnittsdaten aus dem deutschen Mikrozensus und dem deutschen Familienpanel (pairfam), sowie Lebensverlaufsdaten der Studie Arbeiten und Lernen im Wandel (ALWA). Hauptergebnis der empirischen Analysen war die Dominanz der Bildung der Frau, und hierbei insbesondere der beruflichen Bildung, bezüglich der Entscheidung für oder gegen Kinder. Haben Frauen eine berufliche Ausbildung absolviert, so ist für sie die Wahrscheinlichkeit für eine Elternschaft deutlich geringer als für diejenigen Frauen, die keine berufliche Ausbildung abgeschlossen haben. Der Effekt der Bildung für Männer ist wesentlich schwächer und verläuft in die umgekehrte Richtung. Für die Familiengründung macht es somit einen Unterschied, wer von beiden Partnern gering bzw. höher gebildet ist. So finden wir Kinderlosigkeit am weitesten verbreitet in Paaren, in denen die Frau höher gebildet ist als der Mann. Bildungshomogame Paare weisen insgesamt die höchste Wahrscheinlichkeit für eine Elternschaft auf. Im individuellen und partnerschaftlichen Lebensverlauf zeigt sich, dass höher gebildete Frauen in jüngerem Alter eher seltener Kinder bekommen, im letzten Jahrzehnt der fertilen Phase allerdings am ehesten ein erstes Kind gebären. Allerdings werden höher gebildete Frauen auch in fortdauernden Partnerschaften seltener Mütter als niedrig gebildete Frauen. Der negative Effekt hoher Bildung ist daher zum großen Teil nicht dadurch zu erklären, dass diese Frauen sich im Timing von Kohabitationen und/oder in der Wahrscheinlichkeit, mit einem Partner zusammen zu leben, unterscheiden. Weiterhin sprechen die Ergebnisse dagegen, dass das Aufschieben der Elternschaft durch Ressourcenknappheit bedingt ist. Vielmehr sind kulturelle Ursachen (etwa normative Erwartungen an Studentinnen und Frauen in Ausbildung) wahrscheinlich.

Fact sheet

Finanzierung: 
DFG
Laufzeit: 
2006 bis 2012
Status: 
beendet
Datenart: 
Längsschnittdaten, Sekundärdatenanalyse

Veröffentlichungen