„Illiberale Demokraten“/ProConEU
Das Projekt analysiert die Ursprünge und Konsequenzen des Aufschwungs von „illiberalen Demokraten“: Bürgern mit Sympathien für den abstrakten Begriff der Demokratie, die aber zugleich viele zentrale Werte, Institutionen und Verhaltensweisen ablehnen, die traditionell als notwendige Bestandteile freiheitlicher Demokratie angesehen, ja sogar als ihre konstitutionelle Säule bezeichnet werden. Diese konstitutionelle Säule umfasst verfassungsrechtliche Kontrolle politischer Macht, politische Gleichheit, Redefreiheit und rechtstaatlichen Schutz von individuellen und Minoritäten-Rechten. Dies alles sind nicht nur Kernbestandteile der freiheitlichen Demokratie, sondern zugleich zentrale Prinzipien der Europäischen Union. Die zunehmende Popularität autoritär-demokratischer Werte, die einhergeht mit wachsendem Erfolg populistischer Parteien, stellt die Unterstützung der Europäischen Union in Frage. Dieses Projekt untersucht deshalb die Ursachen und Konsequenzen „illiberal-demokratischer“ Einstellungen und den Zusammenhang zwischen solchen Einstellungen, Parteiprogrammen, der Kommunikation in sozialen Medien, dem Wahlverhalten der Bürger und ihrer Unterstützung für die Europäische Union.
Es ist das Ziel des Projekts „Illiberale Demokraten“ (‚Illiberal Democrats‘, ILLDEM), eine Forschungslücke in der einschlägigen Literatur zu schließen, indem es die Ursachen, Dimensionen und Konsequenzen „illiberal-demokratischer“ Werte für die Zukunft der europäischen Demokratien und für die europäische Einigung untersucht. Im Einzelnen wird ILLDEM die folgenden vier Forschungsfragen beantworten:
- Was sind die Erscheinungsformen und Ursachen der Unterstützung für unterschiedliche Bestandteile der freiheitlichen Demokratie in Europa?
- Welche Rolle spielen die (neuen sozialen) Medien in diesem Zusammenhang als Forum für „illiberal-demokratische“ Einstellungen?
- Welche Mechanismen übersetzen „illiberal-demokratische“ Einstellungen in Unterstützung populistischer Parteien?
- Welche Konsequenzen hat der zunehmende Rückhalt „illiberal-demokratischer“ Parteien für die Unterstützung der europäischen Einigung?
Im Jahr 2022 hat ProConEU insgesamt acht Konferenzpapiere bei fünf Konferenzen präsentiert – MPSA, EUSA, EPSA, CES und EPOP. Vier dieser Papiere sind gegenwärtig bei erstklassigen internationalen Journals im Review-Prozess. Darüber hinaus hat das ProConEU Team ein gemeinsames Buchprojekt erarbeitet und Kontakte mit Verlagen geknüpft. Mit Blick auf datenbezogene Aufgaben: die Verkodung der Euromanifestos 2019 konnte abgeschlossen werden, 100.000 Tweets in 10 Ländern und 9 Sprachen wurden verkodet und machine-learning-basierte Routinen besorgen den Rest der Verkodung. Die Nachwahlumfrage der 2019er Europawahlstudie wurde in gestapelter Form bei GESIS veröffentlicht.