Innovative Instrumente und Praktiken zur Beseitigung der Bildungsungleichheiten in Europa (PIONEERED)

Fragestellung/Ziel: 

Unter der Leitung der Universität Luxemburg brachte das PIONEERED-Projekt ein Team von Forscherinnen und Forschern aus ganz Europa zusammen, um die Komplexität von Bildungs(un)gleichheit in verschiedenen Kontexten zu untersuchen. Diese Zusammenarbeit zielte darauf ab, die Faktoren zu verstehen, die den Zugang zu Bildung und die Teilhabe daran beeinflussen, und dabei die facettenreiche Natur von Ungleichheiten sowie den Bedarf an maßgeschneiderten Lösungen zu berücksichtigen.

Partnerinstitutionen, einschließlich des MZES-Teams, verfolgten einen mehrphasigen Ansatz, um bestehende Forschungsergebnisse zu überprüfen, politische Maßnahmen zu analysieren und Bildungsungleichheiten in den beteiligten Ländern zu bewerten. In mehreren gezielten Arbeitspaketen identifizierten sie auf Grundlage umfassender Evidenz aus politischen Berichten, Forschungsarbeiten und Beiträgen von Schlüsselakteuren wirksame politische Maßnahmen und Praktiken. Diese Arbeit führte zu einer umfassenden Datenbank mit Bildungspolitiken, die für zukünftige Forschungs- und Politikentwicklungsbemühungen eine wertvolle Ressource darstellt.

In einem Arbeitspaket untersuchten wir, wie Bildungsungleichheiten in verschiedenen Bildungsstufen (Primar-, Sekundar- und Tertiärstufe) und zwischen den Ländern variieren. Im Fokus standen intersektionale Ungleichheiten nach Migrationshintergrund, Geschlecht und sozioökonomischem Status (SES) in den Kompetenzen Lesen und Mathematik. Wir analysierten Daten aus PIRLS 2016, TIMSS 2019 sowie PISA 2015 und 2018. Unsere Ergebnisse zeigen erhebliche intersektionale Unterschiede, die je nach Land variieren und sich auf der Sekundarstufe verstärken. In Mathematik sind intersektionale Ungleichheiten stärker mit dem Geschlecht verbunden, während beim Lesen der Migrationshintergrund eine größere Rolle spielt. Durch die Anwendung eines zweistufigen Mehrebenenmodells stellten wir fest, dass größere Bildungsunterschiede auf der Sekundarstufe mit dem Tracking zusammenhängen, dass Staatsausgaben differenzierte Effekte auf Schüler und Schülerinnen mit hohem SES und Migrationshintergrund auf der Primarstufe haben und dass Migranten in Ländern mit einem höheren Anteil von SES-starken Migranten besser abschneiden.

Unser Team untersuchte außerdem den oft übersehenen Aspekt der Teilnahme an Nachhilfeunterricht (Shadow Education, SE). Anhand von Daten aus TIMSS 2019 und PISA 2012 aus europäischen Ländern sind wir der Frage nachgegangen, wie soziales Umfeld, Geschlecht und Migrationshintergrund die Teilnahme am Mathematik-Nachhilfeunterricht beeinflussen. Die Ergebnisse zeigen, dass Migrantinnen aus sozioökonomisch benachteiligten Familien auf der Primarstufe die höchste Wahrscheinlichkeit haben, an SE teilzunehmen, während einheimische Jungen aus sozioökonomisch privilegierten Familien die geringste Wahrscheinlichkeit aufweisen. Auf der Sekundarstufe weisen Migrantinnen über alle sozioökonomischen Hintergründe hinweg die höchsten SE-Teilnahmequoten auf. Unsere Forschung stellt die Ansicht in Frage, dass SE primär durch hohen sozioökonomischen Status bestimmt werde und hebt einzigartige Teilnahmeprofile bei Migrantinnen hervor.

Fact sheet

Finanzierung: 
EU Horizon2020
Laufzeit: 
2020 bis 2024
Status: 
beendet
Datenart: 
NEPS, CILS4EU
Geographischer Raum: 
Deutschland und Europa

Veröffentlichungen