Nachhaltige Medienevents? Produktion und diskursive Wirkung globaler inszenierter politischer Medienevents am Beispiel des Klimawandels
Die periodische Entstehung globaler Mediendebatten wurde in diesem Projekt als Voraussetzung für koordinierte und legitimierte Bemühungen um die Begrenzung des globalen Klimawandels untersucht. Dazu wurden Kommunikationsaktivitäten während der jährlichen UN-Klimakonferenzen in Beziehung gesetzt zur Medienberichterstattung über Klimawandel in fünf führenden Demokratien weltweit (Brasilien, Deutschland, Indien, Südafrika und USA). Dabei haben wir einerseits die kommunikative Produktion der Klimakonferenzen mittels Interviews und nichtteilnehmender Beobachtung zentraler Akteure eruiert (Sprecher/innen von nationalen Delegationen und Umwelt-NGOs sowie Journalist/innen). Andererseits wurde die Klimaberichterstattung in Qualitätszeitungen mittels einer neuartigen vergleichenden Medieninhaltsanalyse untersucht, die erstmals textuelle und visuelle Frames sowie narrative Qualitäten von Zeitungsberichten gleichermaßen erhebt.
Im Ergebnis konnten wir vier unterschiedliche Netzwerke der Koproduktion zwischen Journalist/innen und NGO-Vertreter/innen identifizieren, die zu einem koordinierten Erscheinungsbild der Klimakonferenzen in den Medien beitragen und die gegenläufigen Professionsrollen beider Gruppen vorübergehend teilweise außer Kraft setzen. Global agierende NGOs liefern augenfällige symbolische Bilder, haben aber Mühe, ihre verbalen Positionen in den Medien unterzubringen. Umgekehrt unterhalten nationale Delegationen direkte und informelle Beziehungen vor allem zu Medien aus dem jeweils eigenen Land, unterscheiden sich jedoch stark darin, wie aktiv sie auf ausländische und transnationale Medien zugehen. Die Klimaberichterstattung ist von vier multimodalen (Text-plus-Bild-) Frames geprägt, die auf die Opfer des Klimawandels, zivilgesellschaftliche Forderungen, die politischen Verhandlungen bzw. eine nachhaltige Energieversorgung fokussieren. Die Bedeutung dieser globalen Frames variiert nur schwach zwischen den fünf Untersuchungsländern, während die in den Zeitungsberichten angebotenen Narrative für mehr spezifische kulturelle Resonanz sorgen. Insgesamt stellen die UN-Klimakonferenzen herausragende Gelegenheiten für eine periodische Koordination nationaler Mediendebatten über das globale Problem des Klimawandels dar. Sie führen aber nicht zu einer langfristigen inhaltlichen Konvergenz dieser Debatten im globalen Maßstab.