Nichtbeschäftigung in Europa: eine vergleichende Analyse von sozialen Risikogruppen in Haushaltskontexten

Fragestellung/Ziel: 

Die Europäische Union hat sich die Erhöhung der allgemeinen Beschäftigungsquote zum Ziel gesetzt; dabei geht es nicht nur um eine Verringerung der Arbeitslosigkeit, sondern auch um die Aktivierung inaktiver Personen. Das Projekt untersuchte daher sämtliche Formen der Nichtbeschäftigung im europäischen Vergleich. Es beschäftigte sich außerdem mit der Nichtbeschäftigung in Großbritannien und Deutschland über einen längeren Zeitraum hinweg sowohl auf individueller Ebene als auch im Haushaltskontext. Zunächst wurden die Auswirkungen der Sozial- und Arbeitsmarktpolitik auf die nationalen Nichtbeschäftigungsmuster in Bezug auf Geschlecht, Alter und (Aus-)Bildung untersucht. In einem zweiten Schritt untersuchte das Projekt, wie Nachteile auf dem Arbeitsmarkt innerhalb eines Haushaltes akkumuliert bzw. kompensiert werden.

In Bezug auf individuelle Nichtbeschäftigung haben Sozialpolitiken und Arbeitsmarktinstitutionen deutlich heterogene Auswirkungen auf die unterschiedlichen sozialen Gruppen. Institutionelle Regelungen zum Schutz der Stammbelegschaft, wie z.B. Beschäftigungsregulierung und mächtige Gewerkschaften korrelieren mit größeren Unterschieden in der Nichtbeschäftigung über alle sozialen Gruppen hinweg. Zentrale Tarifverhandlungen und soziale Unterstützung führen zu höheren Beschäftigungsquoten benachteiligter Gruppen und begünstigen somit eine bessere soziale Inklusion.

Darüber hinaus wurden in Längsschnittanalysen der regulierte deutsche und der flexible britische Arbeitsmarkt untersucht. Soziale Unterschiede beim Austritt aus der Nichtbeschäftigung und die darauf folgenden Erwerbsverläufe waren in Großbritannien weniger problematisch als in Deutschland. Während in beiden Ländern seit den 1990er Jahren die individuelle Nichtbeschäftigung zurückging, blieb die Erwerbslosigkeit innerhalb der Haushalte auf einem relativ stabilen Niveau. Diese widersprüchlichen Trends legen nahe, dass es eine Konzentration von Nichtbeschäftigung in bestimmten Haushalten gibt. Die Polarisierung zwischen Doppelverdienern und erwerbslosen Paaren verzeichnete in Deutschland einen größeren Anstieg, wobei letztere ein höheres Polarisierungsniveau im Zeitverlauf zeigen. Während soziale Unterschiede zwischen Individuen in Großbritannien kleiner sind, ist der ausgleichende Effekt des Haushalts schwächer. Die Chancen deutscher Paare, aus der Nichtbeschäftigung heraus zu kommen, variieren aufgrund unterschiedlicher Aspekte, wie Haushaltszusammensetzung und Arbeitsmarktressourcen beider Partner. In Großbritannien erklären sich die Vorteile einiger Paarhaushalte im Vergleich zu anderen vor allem durch den Gesundheitszustand und die Ausbildung von Frauen.

Fact sheet

Finanzierung: 
DFG
Laufzeit: 
2011 bis 2014
Status: 
beendet
Datenart: 
internationale und nationale Statistiken sowie institutionelle Daten, Querschnitts- und Langzeitanalysen
Geographischer Raum: 
Westeuropa, Fallstudien zu Deutschland, Dänemark, Großbritannien, Italien und den Niederlanden

Veröffentlichungen

Bücher

Busemeyer, Marius, Bernhard Ebbinghaus, Stephan Leibfried, Nicole Mayer-Ahuja, Herbert Obinger und Birgit Pfau-Effinger (Hrsg.) (2013): Wohlfahrtspolitik im 21. Jahrhundert: Neue Wege der Forschung. Frankfurt: Campus. mehr