Parlamentarische Geschäftsordnungen und das Design von Institutionen
Das Projekt wird sämtliche Geschäftsordnungsänderungen in 27 europäischen Parlamenten seit 1945 systematisch erfassen und erklären. Theoretisch beruht es auf rational-choice institutionalistischen Modellen von Institutionen als Gleichgewichten. Empirisch wird das Projekt alle Regeländerungen identifizieren und hinsichtlich ihres Umfangs, ihres Inhalts und ihrer Wirkungen auf den politischen Wettbewerb kodieren. Anhand dieser Daten werden verschiedene Theorien zur Erklärung von Institutionenwandel empirisch getestet. Zudem generiert das Projekt eine einzigartige zeitsensitive Datenbank parlamentarischer Geschäftsordnungen in europäischen Demokratien, die für verschiedenste Forschungsfragen der vergleichenden Parlamentsforschung nützlich sein wird.
Im vergangenen Jahr hat sich das Projekt auf zwei Hauptaufgaben konzentriert. Erstens haben wir die relevanten Geschäftsordnungstexte in 27 europäischen Ländern für den gesamten demokratischen Zeitraum seit 1945 gesammelt, dokumentiert und aufbereitet. Zweitens wurde ein umfassendes Kodierschema entwickelt, mit dessen Hilfe sich parlamentarische Regeln nach ihrem Inhalt klassifizieren lassen. Dieses Schema wurde in einem Konferenzpapier erfolgreich angewandt, das erstmals sämtliche Geschäftsordnungsänderungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz seit 1945 systematisch vergleichend untersucht (Ulrich Sieberer, Wolfgang C. Müller, and Maiko Heller, "Reforming the Rules of the Parliamentary Game: Measuring and Explaining Changes in Parliamentary Rules in Austria, Germany, and Switzerland, 1945-2010". Papier anlässlich der Jahrestagung der DVPW-Sektion Vergleichende Politikwissenschaft, Duisburg, 20.-22.September 2010. Aufgrund des Wechsels von Ulrich Sieberer an die Universität Konstanz wurde das Projekt im Frühjahr 2011 am MZES eingestellt und in Konstanz fortgesetzt.