Parteienwettbewerb und Politikergebnisse in Mehrebenensystemen: Eine vergleichende Untersuchung der Determinanten und Auswirkungen programmatischer Präferenzen politischer Akteure auf sub-nationaler Ebene

Fragestellung/Ziel: 

Ziel des Projekts war zunächst die Erhebung des programmatischen Profils von politischen Parteien, die auf der regionalen Ebene europäischer politischer Systeme um Stimmen werben. In einem zweiten Schritt wurden die so gewonnenen Daten herangezogen, um Entscheidungsprozesse im politischen Prozess zu erklären. Dazu zählen die Determinanten der programmatischen Ausrichtung der Parteien auf der regionalen Ebene sowie die Muster der Regierungsbildung, insbesondere vor dem Hintergrund der europäischen Integration und der europäischen Regionalförderung. Ausgangspunkt des Projekts war die wachsende Bedeutung der Regionen im politischen Gestaltungsprozess, auf die zahlreiche Studien im Zuge von Globalisierung und voranschreitendem europäischen Integrationsprozess hinweisen.Das Projekt nutzte theoretische Modelle, die sowohl die institutionellen Eigenschaften der politischen Systeme als auch eine politikökonomische und politisch-soziologische Perspektive berücksichtigen. Diese Modelle ermöglichten es, Erwartungen hinsichtlich der Handlungsmuster regionaler parteipolitischer Akteure abzuleiten. Diese Erwartungen wurden mithilfe neu erstellter Datensätze empirisch getestet. Dafür stand eine Reihe von Vorarbeiten zur Messung der inhaltlichen Präferenzen von Parteien und Koalitionsregierungen auf nationaler wie regionaler Ebene zur Verfügung. Die untersuchten Mehrebenensysteme umfassten west- und osteuropäische Staaten, deren sub-nationale Einheiten einen unterschiedlichen Grad an Einfluss und politischer Gestaltungskompetenz besitzen. Konkret wurden die Wahlprogramme der Parteien auf der regionalen Ebene für die folgenden europäischen Staaten über einen längeren Zeitraum erhoben und computergestützt inhaltlich untersucht: Belgien, Deutschland, Großbritannien, Italien, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien und die Tschechische Republik.Auf dieser Datengrundlage ließ sich zeigen, dass Parteien auf der regionalen Ebene die spezifischen Eigenschaften der regionalen Wählerschaft bei der Formulierung ihrer Programme einbeziehen. Zudem spielen die Positionen, die die regionalen Parteien in ihren Wahlprogrammen einnehmen, eine entscheidende Rolle für den Regierungsbildungsprozess. Auch nehmen regionale Parteien umso eher eine positivere Haltung zur Europäischen Integration ein, je mehr Fördermittel die entsprechenden Regionen von der EU erhalten haben. Diese Ergebnisse schließen zum einen eine Lücke in der vergleichenden Analyse des Regierens in Mehrebenensystemen und damit in den an Bedeutung gewinnenden sub-nationalen Einheiten. Zum anderen produzierte das Projekt Datensätze mit Informationen zu den politikfeldspezifischen Präferenzen regionaler politischer Akteure; es liefert damit zentrales empirisches Material für weitere sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Forschungsvorhaben. Die Volltexte der Wahlprogramme regionaler Parteien wie auch die generierten Datensätze stehen auf der Webseite www.polidoc.net open access zur Verfügung.

Fact sheet

Finanzierung: 
EU
Laufzeit: 
2011 bis 2021
Status: 
beendet
Datenart: 
Survey-Daten, Sozialstrukturdaten, Wahlprogramme und Koalitionsabkommen, Haushaltsstruktur der Regierungen
Geographischer Raum: 
Belgien, Deutschland, Großbritannien, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz, Spanien, schechische Republik

Veröffentlichungen

Bücher

Bräuninger, Thomas, Marc Debus, Jochen Müller und Christian Stecker (2020): Parteienwettbewerb in den deutschen Bundesländern. 2., vollständig überarbeitete Auflage, Wiesbaden: Springer VS. mehr