Politische Kommunikation in Sozialen Medien vor der Bundestagswahl 2013

Fragestellung/Ziel: 

Ziel des Projekts war es, die politische Kommunikation in Social-Media-Kanälen in den Wochen vor und kurz nach der Bundestagswahl 2013 zu untersuchen. Die empirischen Analysen konzentrierten sich auf den Microblogging-Dienst Twitter. Für die Datenerhebung griffen wir auf den offiziellen Vertreiber von Twitter-Daten Gnip zurück. Zunächst wurden alle politisch relevanten Twitter-Botschaften während des Bundestagswahlkampfes 2013 ausgewählt, indem wir beim Gnip Historical Powertrack sämtliche Botschaften abfragten, die Bezeichnungen politischer Parteien, Namen von Kandidaten, wahlkampfbezogene Phrasen und Schlagwörter mit Bezug zu wahlkampfbezogenen Medienereignissen enthielten. Für die weiteren Analysen wählten wir diejenigen Botschaften aus, die sich mit hinreichend hoher Wahrscheinlichkeit auf politisches Geschehen in Deutschland bezogen. Dieses Vorgehen brachte einen Datensatz mit rund 1,4 Millionen Botschaften von rund 100.000 Nutzern hervor.

Die Analysen stützten sich auf ein Modell der daten-generierenden Prozesse, aus denen Aggregatstatistiken zu Twitter-Konversationen hervorgehen. Dieses Modell zeigt Bedingungen auf, unter denen Twitter-bezogene Aggregatstatistiken als Indikatoren für Phänomene außerhalb der Online-Sphäre dienen können. Auf dieser Grundlage wurden verschiedene Fragen empirisch untersucht. Wir analysierten, ob beziehungsweise in welcher Form Twitter-Nutzungsverhalten das politische Geschehen jenseits des Internets abbildet. Die Analyse demonstrierte, daß Twitter-Konversationen während des Bundestagswahlkampfes 2013 das politische Geschehen – das heißt, politische Ereignisse, die wahrgenommene Wichtigkeit politischer Probleme, Aufmerksamkeit für Politiker – nicht unverzerrt widerspiegelten. Die Befunde deuten darauf hin, daß verschiedene Faktoren die Vermittlung politischen Geschehens auf Twitter beeinflussen und in der Regel verzerrend wirken. In weiteren Analysen wurde untersucht, ob Aggregatstatistiken zu Twitter-Kommunikation die gegenwärtige Popularität von Parteien widerspiegeln und ob sie dazu geeignet sind, Wahlausgänge vorherzusagen. Die theoretische Analyse nährte auch in diesem Fall erhebliche Zweifel an der Annahme, Twitter-Kommunikation sei dafür generell ein geeigneter Indikator. Die empirische Analyse am Beispiel der Twitter-Kommunikation während des Bundestagswahlkampfes 2013 zeigte, daß Twitter-basierte Maßzahlen allenfalls in Ausnahmefällen die Unterstützung politischer Parteien abbilden oder den Wahlausgang vorhersagen. Stattdessen spiegeln die Twitter-basierten Maßzahlen die Aufmerksamkeit der Nutzer für Politik wider.

Zusammengenommen hat das Projekt populäre Vorstellungen von der generellen Nützlichkeit digitaler Spurendaten als Indikatoren für politische Phänomene außerhalb der Online-Sphäre theoretisch analysiert und empirisch geprüft. Im Ergebnis führte es zu angemesseneren Vorstellungen von der konditionalen Eignung digitaler Spurendaten als Indikatoren für Phänomene außerhalb der Online-Sphäre.

Fact sheet

Laufzeit: 
2015 bis 2017
Status: 
beendet
Datenart: 
Social-Media-Daten
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen