Politische Reaktionen auf lokale Wohnungsmarktdynamiken

Fragestellung/Ziel: 

Dieses Projekt untersucht, wie sich Veränderungen lokaler Wohnungsmärkte auf individuelle politische Präferenzen, Parteistrategien und Wahlentscheidungen auswirken. Rasche, geographisch konzentrierte Veränderungen der Wohnungsmärkte haben die Bedeutung der Wohnungspolitik in vielen europäischen Ländern enorm gesteigert. Immobilienpreise sind vor allem in Städten und Ballungsgebieten stark angestiegen. Diese Entwicklung hatte einerseits erhebliche Auswirkungen auf die Vermögenswerte von Hauseigentümer*innen und somit auf die gesellschaftliche Vermögensverteilung. Andererseits hat sie sich auch auf Mietmärkte niedergeschlagen, wo sie vielerorts die sozialen und ökonomischen Risiken von Mieter*innen verschärft hat. Trotz der zunehmenden Politisierung der damit verbundenen sozialen Ungleichheiten ist der aktuelle Kenntnisstand zu den politischen Auswirkungen lokaler Wohnungsmarktdynamiken limitiert. Dieses Forschungsprojekt untersucht daher politische Reaktionen auf die Wohnungsmarktentwicklung, indem es Erkenntnisse aus eigenen Umfragen in zwei europäischen Ländern – Deutschland und Großbritannien – mit administrativen Daten, Miet- und Wohnungsmarktstatistiken, und textbasierten Schätzungen der programmatischen Standpunkte politischer Parteien auf lokaler Ebene kombiniert. Anhand von standardisierten Fragen und innovativen Survey-Experimenten werden die Präferenzen von Wähler*innen sowie die Bedeutung, die sie der Wohnungs- und Mietpolitik beimessen, erhoben. Zudem wird untersucht, wie Parteien auf die geografische Heterogenität in Wohnungsmarktdynamiken und auf die damit verbundenen Unterschiede in lokalen Präferenzstrukturen reagieren. Die Verknüpfung dieser Datensammlung mit flächendeckenden administrativen Daten und Marktstatistiken ermöglicht eine umfassende Analyse der Beziehung zwischen politischer Nachfrage und parteipolitischem Angebot in unterschiedlichen lokalen Kontexten und erlaubt einen Vergleich der politischen Auswirkungen lokaler Wohnungsmarktdynamiken über Orte, soziostrukturelle Gruppen und Länder hinweg.

Arbeitsstand: 

Das Projekt hat sich auf die Produktion weiterer Forschungsergebnisse zur Stärkung eines geplanten Drittelmittelantrags konzentriert. Eine erste begutachtete Studie über wohnungspolitische Präferenzen in Deutschland wurde veröffentlicht. Ein Buchkapitel zum Thema Wohnen und Wahlverhalten bei der Bundestagswahl 2021 befindet sich im Erscheinen. Ferner ermöglichten zugriffsbeschränkte georeferenzierte Daten eine Längsschnittstudie zu den Auswirkungen lokaler Wohnungsmärkte auf das Wahlverhalten in Deutschland. Zuletzt ließ sich, aufbauend auf einer Pilotstudie zum wohnungspolitischen Angebot deutscher Abgeordneter auf Twitter, eine neue textbasierte Schätzmethode für Salienz- und Positionswerte entwickeln und auf einen weiteren Fall anwenden: Die Twitter-Kommunikation französischer Abgeordneter.

Fact sheet

Finanzierung: 
MZES
Laufzeit: 
2020 bis 2024
Status: 
in Vorbereitung
Datenart: 
Surveydaten, Geodaten, administrative und Marktstatistiken, Text- und Social-Media-Daten
Geographischer Raum: 
Deutschland, Vereinigtes Königreich

Veröffentlichungen