Religion, Religiosität und die sozial-identifikative Integration muslimischer Jugendlicher
Warum haben muslimische Jugendliche weniger deutsche Freunde als nichtmuslimische Jugendliche mit Migrationshintergrund, und warum identifizieren sie sich weniger stark mit Deutschland? Ziel des geplanten Forschungsvorhabens ist, diese Fragen zu beantworten und die der sozial-identifikativen Integration jugendlicher Muslime zu Grunde liegenden Mechanismen besser zu verstehen. Besonderes Interesse gilt der Rolle muslimischer Religiosität, die häufig als integrationshemmend beschrieben, bislang aber nur unzureichend untersucht wurde.
Im Zentrum des Vorhabens stehen umfangreiche längsschnittliche Sekundärdatenanalysen. Drei sich ergänzende Panelstudien (CILS4EU, FIS, NEPS) ermöglichen es, den Prozess der sozial-identifikativen Integration junger Muslime in Deutschland im Alter von elf bis zwanzig Jahren nachzuvollziehen. So wird untersucht, inwieweit Religion und Religiosität die Freundschaftswahlen und die Entwicklung nationaler Identität von jungen Muslimen bestimmen. Ebenfalls ist Teil der Untersuchung, ob nichtmuslimische Jugendliche ihre muslimischen Altersgenossen ausgrenzen, und welche Folgen dies gegebenenfalls wiederum für deren sozial-identifikative Integration hat.
Um ein tieferes Verständnis dieser Prozesse zu erlangen, werden die quantitativen Analysen um zwei weitere methodische Ansätze ergänzt. Gruppendiskussionen mit Freundschaftsgruppen sollen zeigen, inwiefern Religion und Religiosität im kollektiven Orientierungsrahmen von Jugendlichen verankert sind und ihre Identitätsbildung bestimmen. In Choice-Experimenten sollen muslimische und nichtmuslimische Jugendliche zwischen fiktiven Altersgenossen mit unterschiedlicher Religion und Religiosität wählen, um die Bedeutsamkeit dieser Merkmale für Freundschaftswahlen zu erfassen.
Die Aufbereitung der im Online-Surveyexperiment unter jungen Erwachsenen gesammelten Daten ist abgeschlossen. Momentan finden Datenanalysen basierend auf dem Online-Surveyexperiment sowie weitere Sekundärdatenanalysen statt. Ergebnisse des Surveyexperiments wurden im vergangenen Jahr auf nationalen und internationalen Konferenzen präsentiert. Ein Artikel befindet sich unter Begutachtung und weitere Artikel befinden sich in Vorbereitung.