Repräsentation, Delegation und die Rolle nationaler Parteien im Europaparlament

Fragestellung/Ziel: 

Ursprünglich wurde das Projekt unter dem Arbeitstitel "Fraktionsdisziplin im Europäischen Parlament" gestartet. Das Projekt analysiert die Bedeutung von nationalen Parteien und transnationalen Fraktionen für das Verhalten von Europaparlamentariern (MdEP) auf der Grundlage des Prinzipal-Agenten-Ansatzes. Zunächst wird organisationsstrukturell und repräsentationstheoretisch argumentiert, dass nationale Parteien als zentrale Prinzipale von MdEP gelten müssen. Auf der Grundlage eines Datensatzes, der die Einbindung der MdEP in nationale Parteiorganisationen vor und nach ihrer Wahl erfasst, wird gezeigt, dass nationale Parteien Kontrollinstrumente gegenüber MdEP gezielt und umfassend einsetzen. Entgegen der verbreiteten Annahme kann darüber hinaus ausgeschlossen werden, dass die Fraktionsführung die Ämtervergabe im Europäischen Parlament (EP) kontrolliert, weshalb sie nicht als Prinzipal von MdEP zu konzeptualisieren ist. Angesichts dieses Befundes ist die hohe Geschlossenheit der Fraktionen erklärungsbedürftig. Das Projekt zeigt, dass das selektive Zustandekommen des RCV-Samples – nur ein Viertel aller Abstimmungen erfolgt namentlich – zu einer Überschätzung der Fraktionsgeschlossenheit führt. Denn Fraktionsvorsitzende nutzen RCVs ausschließlich als Positionierungsinstrument, wenn sie von einem geschlossenen Abstimmungsverhalten ihrer Gruppe ausgehen können. Die Ergebnisse basieren auf einem Datensatz, der erstmalig Informationen zu den Eigenschaften aller Abstimmungen enthält, die in einem Jahr (2004-2005) im EP erfolgt sind. Damit kann gezeigt werden, dass nationale Parteien die zentralen Akteure im EP sind, deren Einfluss durch das selektive Zustandekommen des RCV-Samples verschleiert wird.

Fact sheet

Finanzierung: 
MZES (doctoral program)
Laufzeit: 
2004 bis 2007
Status: 
beendet
Datenart: 
Namentliche Abstimmungen im Europäischen Parlament
Geographischer Raum: 
EU

Veröffentlichungen