Sozialer Aufstieg durch MINT? MINT-Kompetenzen, Teilhabe und Erfolge unter ethnischen Minderheiten bei Frauen und Männern in Deutschland (STEMobile)
Das Projekt untersuchte Muster von MINT-Leistungen (Naturwissenschaften, Technik, Ingenieurwesen und Mathematik) in der Schule, Determinanten der Wahl eines MINT-Studienfachs und Arbeitsmarktrenditen für MINT-Qualifikationen. Dabei wurden insbesondere die Dimensionen Geschlecht, Migrationshintergrund und ethnische Herkunft sowie deren Interaktionen untersucht und theoretische Überlegungen zu wirtschaftlichen Anreizen, soziokulturellen Faktoren und kontextuellen Einflüssen auf der Ebene des Herkunftslandes zusammengeführt.
Wir haben deutschlandweite individuelle Datenquellen verwendet, darunter das Nationale Bildungspanel (NEPS), der IQB-Bildungstrend, das Programm zur internationalen Schülerbeurteilung (PISA) und den deutschen Mikrozensus, angereichert mit Kontextdaten zu den Herkunftsländern der Zugewanderten.
Zugewanderte, die mit MINT-Qualifikationen nach Deutschland gekommen sind, erzielen bessere Arbeitsmarktergebnisse als Zugewanderte ohne MINT-Qualifikationen, wodurch sich der Abstand zu den Deutschstämmigen verringert. Männliche Zuwanderer, insbesondere aus Osteuropa, profitieren am meisten von MINT-Kapital. Bei den Frauen sind diejenigen mit MINT-Qualifikationen aus der Türkei oder den MENA-Ländern am erfolgreichsten, wenngleich sie immer noch weniger erfolgreich sind als Männer. Unerwarteterweise tragen die Merkmale des Herkunftslandes der Zugewanderten (z. B. der Anteil der weiblichen MINT-Absolventinnen) nur wenig zur Erklärung dieser Unterschiede bei.
Unter Berücksichtigung des sozioökonomischen Status geben Eltern mit Migrationshintergrund genauso effektiv MINT-Kapital weiter wie deutschstämmige Familien, aber ihre Kinder schneiden im Vergleich zu deutschstämmigen Gleichaltrigen schlechter ab. Insbesondere bei türkischstämmigen Schüler*innen schneiden Mädchen in standardisierten Tests in Mathematik in der Schule schlechter ab als Jungen. Bei ähnlichen Kompetenzniveaus erreichen türkischstämmige Jungen und Schüler*innen aus den MENA-Ländern – sowohl Mädchen als auch Jungen – jedoch bessere Mathematiknoten als ihre deutschstämmigen Altersgenossen. Unabhängig von den schulischen Leistungen und der elterlichen Erziehung entscheiden sich Migrantinnen, insbesondere aus der Türkei und den MENA-Regionen, mit größerer Wahrscheinlichkeit für geschlechtsuntypische MINT-Studienfächer.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass MINT ein erhebliches Potenzial für den sozialen Aufstieg von Zugewanderten bietet. Frauen mit Migrationshintergrund scheinen dem Ziel, die geschlechtsspezifische Diskrepanz bei der MINT-Beteiligung zu schließen, näher zu kommen als deutschstämmige Frauen. Geringere Leistungen in MINT-Bereichen scheinen kein Hindernis für ein MINT-Studium zu sein, weder für Mädchen noch für Zugewanderte.