Tausch in Verhandlungen. Ein dynamisches Modell von Tauschprozessen am Beispiel der Amsterdamer Regierungskonferenz 1996

Ursprünglich wurde das Projekt unter dem Arbeitstitel "Intergouvernementale Verhandlungen. Komparativ dynamische Simulationen" gestartet. Zentrale Frage dieses Projektes war, wie Staaten in internationalen Verhandlungen trotz konfligierender Präferenzen und gleichzeitiger Veto-Möglichkeit eine konsensuelle Lösung erreichen. Die Einstimmigkeitsregel gilt als ineffektiv, weil sie mit hohen Entscheidungskosten verbunden ist und andererseits Reformen aufgrund von Blockademöglichkeiten gefährdet. Der schrittweise Einigungsprozess in Verhandlungen wurde anhand eines theoretischen Modells erklärt. Besonderes Augenmerk wurde dabei auf die Verhandlungsdynamik gelegt. Spieltheoretische Verhandlungsmodelle konzipieren die Verhandlungslösung als Gleichgewicht; dabei stellt sich jedoch die Frage, inwieweit diese Modellierung – gerade bei einer großen Anzahl von Akteuren und Verhandlungsgegenständen – als realistisch anzusehen ist. In diesem Projekt wurden daher dynamische Prozesse bei der Modellierung explizit berücksichtigt. Zum anderen wurde untersucht, welchen Stellenwert Tausch in politischen Verhandlungen bei der Kompromissfindung hat und wie er sich im Verhandlungsergebnis niederschlägt. Zur Umsetzung des theoretischen Modells kam die Methode der agentenbasierten Computersimulation zum Einsatz, die die Modellierung von Entscheidungen auch begrenzt rationaler Akteure in einer sich ständig verändernden Umwelt ermöglicht. Zudem erlaubt sie die Variation der Modellannahmen in vergleichenden Experimenten, so dass gezielt Hypothesen über theoretische Zusammenhänge überprüft werden können. Das in diesem Projekt entwickelte theoriebasierte Simulationsmodell erweitert das Tauschmodell von Stokman und van Oosten (1994), so dass die Verhandlung vollständig als dynamischer Konzessionsprozess abgebildet wird. Zusätzlich wird die Risikobereitschaft der Akteure bei der Konzessionsentscheidung berücksichtigt.