Verantwortliche Terrorismusberichterstattung: Ein globaler Vergleich der Medienberichterstattung über Terrorismus von 1945 bis heute

Fragestellung/Ziel: 

Das Ziel des ResTeCo-Projekts bestand darin, neue empirische Erkenntnisse, Theorien, Methoden und Datenbestände zu schaffen, die ein breites Spektrum von Forschungsarbeiten zum Zusammenhang von Nachrichtenberichterstattung und Terrorismus im globalen Maßstab unterstützen können. Es handelte sich um ein Kooperationsprojekt zwischen Forschern an der University of Illinois, der Freien Universität Amsterdam und des MZES. Das MZES-Team arbeitete an folgenden Aspekten: 1) einer Systematisierung der normativen Aspekte von Terrorismusberichterstattung; 2) der Frage, in welcher Weise Terrorberichterstattung von den Merkmalen der Anschläge abhängt; 3) der Entwicklung neuer automatisierter Verfahren der Textanalyse zur Untersuchung der Terrorismusberichterstattung.

Im Bereich 1) haben wir in einem Beitrag für die Zeitschrift Communication Theory ein Verfahren zur multiperspektivischen normativen Bewertung („multiperspectival normative assessment“ - MNA) der öffentlichen Kommunikation über Terrorismus entwickelt (Wessler et al. 2021). Darin haben wir aus der MNA auch Handlungsempfehlungen sowohl für Journalistinnen und Journalisten als auch für Social-Media-User abgeleitet, die einen verantwortlichen kommunikativen Umgang mit Terrorereignissen unterstützen.

Im Bereich 2) haben wir zwei inhaltsanalytische Studien mit internationalen und interkulturellen Vergleichen der Terrorberichterstattung vorgelegt. In einem Artikel im International Journal of Communication (Chan et al. 2020) sind wir der emotionalen Tonalität von Terrorberichten nachgegangen und haben untersucht, inwieweit sich diese verändert, wenn Artikel neben Terror auch Islam und/oder Flucht thematisieren. Wir konnten unter anderem feststellen, dass nur in den westlichen Ländern Angst als Emotion in der Berichterstattung ansteigt, wenn Terrorismus mit Islam als Thema gemischt wird; dies gilt nicht, wenn Terror thematisch mit Flucht kombiniert wird. In einer Präsentation für die Jahreskonferenz der International Communication Association (Chan et al. 2020) haben wir zudem Unterschiede in der Berichterstattung über islamistischen und rechtsextremen Terror weltweit fokussiert. So konnten wir ein konsistentes Muster der überproportionalen Beachtung islamistischer Anschläge nachweisen, das sich sowohl in allen untersuchten westlichen Medien als auch in Public-Diplomacy-Kanälen konkurrierender Weltmächte mit westlichem Zielpublikum findet (Sputnik aus Russland, und China Daily aus China). Dieses Muster fand sich dagegen nicht in den Medien anderer nicht-westlicher Länder. Beide Studien weisen auf bedeutende kulturelle und strukturelle Bedingungsfaktoren der Terrorismusberichterstattung hin, die zuvor nicht systematisch untersucht worden waren.
Im Bereich 3) haben wir in einem Artikel für die Zeitschrift Communication Methods and Measures neue Techniken der Extraktion sprachübergreifender Themen in multilingualen Textkorpora entwickelt (Chan et al. 2020). In einem Beitrag für die Zeitschrift Computational Communication Research haben wir zudem Best-Practice-Regeln für die Messung der Tonalität von Nachrichtenbeiträgen etabliert (Chan et al. 2021).

Fact sheet

Finanzierung: 
DFG, NEH, NWO
Laufzeit: 
2017 bis 2021
Status: 
beendet
Datenart: 
Metadaten und extracted features aus globalem Medieninhaltsmaterial
Geographischer Raum: 
global

Veröffentlichungen