Wechselwirkungen von Wahlen in Multi-Level Governance Systemen

Fragestellung/Ziel: 

Dieses Projekt befasst sich mit der Art der Beziehung zwischen den verschiedenen Ebenen des Regierens. Die meisten europäischen Demokratien sind als ein Multi-Level-Governance-System organisiert. Solche Systeme, so wird oft argumentiert, erschweren es dem Wähler, die Zuständigkeiten für bestimmte politische Entscheidungen zu erkennen und die Entscheidungsträger bei Wahlen für ihre Handlungen und Unterlassungen zur Verantwortung zu ziehen. Maßgeblich für die unklare Entscheidungssituation ist die Verflechtung von Verantwortlichkeiten. Unter diesen Voraussetzungen ist eine effektive demokratische Kontrolle der Regierten über die Regierenden, die als Basis einer output-orientierten Legitimität politischer Entscheidungen gilt, nur schwer zu realisieren. Wahlen verlieren ihre Funktion als Kontrolle der Repräsentanten, wenn die Verantwortung für die Ergebnisse der Regierungsarbeit nicht mehr klar zugeschrieben werden kann. Wir sprechen von "Kontaminationseffekten" oder "Wechselwirkungen" zwischen zwei Arenen, wenn die Nullhypothese der Unabhängigkeit zwischen den beiden Arenen nicht aufrechterhalten werden kann. Das Projekt konzentrierte sich zunächst auf das Verhältnis zwischen Bundestags- und Landtagswahlen. Eine Kombination aus Umfragedaten zu Landtagswahlen sowie bundesweiter Umfragedaten wurde verwendet, um einige dieser Fragen für Deutschland zu beantworten. Das wichtigste Ergebnis dieser Studie ist, dass die politische Zusammensetzung der Regierung in Bund und Ländern unter Umständen eine wichtige Entscheidungsheuristik für Wähler sein kann. Wenn im Bund wie im Land dieselben Koalitionen an der Regierung sind, dann ist die Zurechenbarkeit der Regierungsleistungen für die Bürger einfacher. Die gleichen Regierungsparteien sind verantwortlich für den output der Politik. Regierungsparteien werden unterstützt oder abgestraft, je nachdem, wie die Bürger die Leistung der Regierung bewerten. Die Wähler brauchen unter Umständen gar nicht viel über die Struktur und die Regeln des politischen Prozesses in einem Multi-Level-System zu kennen. Um die unterstellten kausalen Prozesse weiter zu validieren wird das Forschungsdesign komparativ erweitert. Die bisherigen Ergebnisse sind in einen Forschungsantrag eingeflossen, der mittlerweile bewilligt wurde und die Grundlage für das neue MZES Projekt "Making Electoral Democracy Work" bildet. Die Ergebnisse der komparativen Analyse werden einen Beitrag für die Literatur über Wählerverhalten, Wahlzyklen und "second-order elections" leisten.

Fact sheet

Finanzierung: 
MZES
Laufzeit: 
2005 bis 2011
Status: 
beendet
Datenart: 
Aggregatdaten, Umfragedaten
Geographischer Raum: 
Deutschland

Veröffentlichungen

Bücher

Behnke, Joachim, Thomas Gschwend, Delia Schindler und Kai-Uwe Schnapp (Hrsg.) (2006): Methoden der Politikwissenschaft. Neuere qualitative und quantitative Analyseverfahren. Baden-Baden: Nomos. mehr