Wer wird Lehrer - und warum? Ursachen der Studienwahl, Eingangsvoraussetzungen von Studierenden und die Beurteilung des Lehramtsstudiums
Lehrer sind zentrale Akteure bei der erfolgreichen (Aus-)Bildung von Schülern – das hat die jüngere Forschung zur Effektivität von Bildungssystemen eindrucksvoll belegt. Vor diesem Hintergrund untersuchte das Projekt die Selbstselektion von Abiturienten in das Lehramtsstudium und die Konsequenzen für die Komposition der Lehrerschaft und damit für die Lernbedingungen der Schülerschaft in Deutschland.Auf Basis großer deutschlandweiter Stichproben wurden die leistungsbezogenen, motivationalen und soziodemographischen Eingangsmerkmale von Lehramtsstudierenden unterschiedlicher Schulformen im Vergleich zu anderen Studierenden analysiert. Darüber hinaus wurde untersucht, ob sich die genannten Merkmale im Zuge der Bildungsexpansion und den sich ändernden Arbeitsmarktoptionen für Hochschulabsolventen über die letzten 20-30 Jahre gewandelt haben.Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass sich Gymnasiallehramtsstudierende im Hinblick auf Abiturleistungen und fachliche Studienwahlmotivationen nicht von anderen Universitätsstudierenden unterscheiden. Hingegen haben die nicht-gymnasialen Lehramtsstudienanfänger schlechtere Abiturleistungen und geringere fachliche sowie wissenschaftliche Studienwahlmotivationen. Im Laufe der letzten 30 Jahre waren die Arbeitsmarktaussichten im Lehrerberuf massiven Schwankungen unterlegen, während die Einkommen im Vergleich zu anderen akademischen Berufen relativ stabil und hoch geblieben sind. Es gibt starke Hinweise, dass die schwankenden Arbeitsmarktaussichten die (Selbst-)Selektion in das Lehramt beeinflusst haben. Beispielsweise zeigt sich, dass die Wahrscheinlichkeit der Berufswahl in Zeiten hoher Lehrerarbeitslosigkeit in den 1980er-Jahren für Personen mit ausgeprägter (extrinsischer) sicherheitsbezogener Motivation sehr gering war. Sie erhöhte sich jedoch deutlich ab Mitte der 1990er Jahre, als die Berufsaussichten vielversprechender waren. Während sich die Motivlagen für die Berufsergreifung im Verlaufe der letzten 30 Jahren gewandelt haben, finden sich keine Belege für die These, dass sich die kognitiven Eingangsvoraussetzungen über die Lehramtsanwärterkohorten verschlechtert haben.