Beschäftigt man sich mit Koalitionstheorien, speziell mit der Frage, welche Parteien weshalb miteinander eine Regierungskoalition bilden, werden den Parteien in der Regel zwei Motivationen unterstellt: Zum einen gehen gängige Koalitionstheorien davon aus, dass Parteien bestrebt sind, an der Regierung beteiligt zu sein und dort möglichst viele Ämter zu besetzen (Ämter-Motivation; etwa Neumann und Morgenstern, 1944; Gamson, 1961; Riker, 1962; Leiserson, 1968; Riker und Ordeshook, 1973), zum anderen wird häufig unterstellt, dass Parteien versuchen, die von ihnen signalisierten politischen Positionen mit möglichst wenigen Abweichungen durchzusetzen (Policy-Motivation; z.B. die Modelle von DeSwaan, 1973 oder Roozendaal, 1992). Problematisch an allen bisher genannten Koalitionstheorien ist die Tatsache, dass sie entweder die Ämter-Motivation der Parteien oder aber deren Policy-Motivation berücksichtigen, nicht aber beide Arten der Motivation. Unterstellt man, dass in der Realität Parteien tatsächlich sowohl ämter- als auch policy-motiviert sind, folgt daraus ebenso banal wie ernüchternd, dass alle oben zitierten Koalitionstheorien zur Erklärung der Realität unterkomplex sind. Aufbauend auf (1988) formuliert (1996) eine Nutzenfunktion für Parteien, die gleichzeitig die Ämter- und die Policy-Motivation während des Koalitionsbildungsprozesses berücksichtigt.