Harald Schoen, Konstantin Gavras
Eher anhaltende Polarisierung als vorübergehende Verstimmung: Die Flüchtlingskrise und die Bürgerurteile über die Große Koalition zwischen 2013 und 2017

S. 17-37 in: Reimut Zohlnhöfer, Thomas Saalfeld (Hrsg.): Zwischen Stillstand, Politikwandel und Krisenmanagement: eine Bilanz der Regierung Merkel 2013-2017. 2019. Wiesbaden: Springer VS

Der Aufsatz untersucht die Entwicklung der Bürgerurteile über die Bundesregierung und die sie tragenden Parteien in der 18. Legislaturperiode bis zum Sommer 2017. Mit Hilfe von Daten aus einer mehrwelligen Wiederholungsbefragung im Rahmen der German Longitudinal Election Study (GLES) wird gezeigt, dass sich das Muster der vorübergehenden Verstimmung des gesamten Elektorats nicht auf der individuellen Ebene wiederfindet. Bei der überwiegenden Mehrzahl der Befragten entwickeln sich die Urteile über die Regierungsarbeit und die Regierungsparteien zwischen 2014 und 2017 in komplexeren und voneinander abweichenden Mustern. In diesem Zeitraum verbesserten oder verschlechterten sich bei mehr als der Hälfte der Befragten die Urteile über die Regierung und die sie tragenden Parteien dauerhaft. Diese anhaltenden Veränderungen hängen deutlich mit Einstellungen zur Zuwanderungspolitik vor der Flüchtlingskrise zusammen. Der Tendenz nach kam es somit zu einer policy-orientierten Polarisierung der Partei- und Regierungsbewertungen.