Mit dem Einzug der Alternative für Deutschland (AfD) in den deutschen Bundestag hat auch die Debatte über die soziostrukturelle Zusammensetzung ihrer Wählerschaft Einzug in die sozialwissenschaftliche Untersuchung der Partei genommen. Jüngste Befunde zeigen, dass der relative Anteil an „Modernisierungsverlierern“ unter den Wählern der AfD auffallend hoch ist. Jedoch bleibt bei diesen zumeist deskriptiven Befunden unklar, ob sich die überdurchschnittliche AfD-Wahl unter prekarisierten Wählergruppen auf deren ökonomische Unsicherheit oder auf stabile, strukturelle Unterschiede in politischen Einstellungsmustern erklären lässt. Auf Grundlage von Quer- und Längsschnittskomponenten der German Longitudinal Election Study untersuche ich in diesem Kapitel (1) in welchem Ausmaß ökonomische Prekarität sich über Einstellungsmuster in Stimmen für die AfD überträgt, (2) wie stabil oder volatil diese Einstellungsmuster sind sowie (3) ob sich relevante Einstellungen systematisch in Reaktion auf Erfahrungen ökonomischer Deprivation oder Gefährdung verändern. Die Analysen leisten einen wichtigen Beitrag zum tieferen Verständnis der soziostrukturellen Zusammensetzung der AfD-Wählerschaft und nehmen sich der Frage an, ob kurz- und mittelfristige Veränderungen in individuellen ökonomischen Verhältnissen ursächlich den elektoralen Zulauf der AfD erklären können.