Markus Klein, Steffen Schindler, Reinhard Pollak, Walter Müller
Soziale Disparitäten in der Sekundarstufe und ihre langfristige Entwicklung

S. 47-73 in: Jürgen Baumert, Kai Maaz, Ulrich Trautwein (Hrsg.): Bildungsentscheidungen. 2010. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften
[Sonderband der Zeitschrift für Erziehungswissenschaft]

Der Beitrag untersucht für Deutschland die sozialen Disparitäten beim Besuch des Gymnasiums und beim Erwerb der Hochschulreife in ihrer langfristigen Entwicklung seit dem ersten Drittel des 20. Jahrhunderts bis in die jüngste Gegenwart. Er diskutiert theoretisch den Wandel der institutionellen und strukturellen Bedingungen, aus denen Veränderungen in den primären und sekundären Disparitäten nach sozialer Herkunft zu erwarten sind. Auf der Grundlage von Daten aus zahlreiche repräsentativen Bevölkerungsumfragen und einer langen Reihe von Mikrozensuserhebungen zeigt er dann, wie beim Erwerb höherer Bildung die Abhängigkeiten von der sozialen Herkunft in verschiedenen historischen Perioden für Männer und für Frauen geringer geworden sind. Dabei zeigt sich, dass in jüngster Zeit bei den Frauen die Bildungsbeteiligung weniger von der sozialen Herkunft abhängt als bei den Männern, Dies erklärt zu einem nicht unwesentlichen Teil den inzwischen von den Frauen gegenüber den Männern erreichten Vorsprung im Erwerb höherer Bildung.

This article investigates for Germany the development over the 20th century of the social disparities in attending the gymnasium and in attaining tertiary education eligibility. It discusses theoretically the evolution over time in institutional and structural conditions from which changes in primary and secondary social disparities in attaining higher education should be expected. Based on data of various representative population surveys and a long series of data from the Microcensus we then show how in different historical periods the influences of social origin on higher education attainment have declined for both men and women. For the most recent years it is found that for women higher education attainment depends less on social origin than for men. This partially explains why meanwhile more women than men obtain higher education.