Marc Debus
Weder ein „modern gender gap“ noch „same gender voting“ in Deutschland? Zum Einfluss des Geschlechts auf das individuelle Wahlverhalten bei den Bundestagswahlen zwischen 1998 und 2013

S. 271-293 in: Harald Schoen, Bernhard Weßels (Hrsg.): Wahlen und Wähler. Analysen aus Anlass der Bundestagswahl 2013. 2016. Wiesbaden: Springer VS

Der Beitrag geht der Frage nach, ob ein Einfluss des Geschlechts auf die Wahlabsicht bei Wahlen zum Deutschen Bundestag zwischen 1998 und 2013 vorliegt. Auf der Grundlage der Literatur zum „modern gender gap“ einerseits sowie zum „same gender voting“ anderseits werden Hypothesen dahingehend abgeleitet, dass Frauen einen geringeren Anreiz haben sollten, christdemokratische Parteien zu wählen, und dass – als gegenläufige Erwartung – mit der Kanzlerkandidatur Angela Merkels seit 2005 Frauen verstärkt CDU oder CSU wählen sollten. Es zeigt sich weder ein durchgängiger Effekt für ein interessegeleitetes Wählen von Frauen, das sich in einer signifikant niedrigeren Wahrscheinlichkeit der Wahl der Unionsparteien hätte äußern sollen, noch Evidenz dafür, dass Frauen ab 2005 aufgrund der Kanzlerkandidatur Angela Merkels verstärkt CDU und CSU unterstützt haben. Lediglich 2013 zeigt sich in Westdeutschland eine Tendenz für den letztgenannten Zusammenhang. Demnach spielt das Geschlecht eines Wählers für die Wahlabsicht bei Bundestagswahlen kaum eine ausschlaggebende Rolle.