Walter Müller
Zur Zukunft der Berufsbildung: Das deutsche Modell im europäischen Vergleich

S. 49-68 in: Wolfgang Glatzer, Roland Habich, Karl Ulrich Mayer (Hrsg.): Sozialer Wandel und gesellschaftliche Dauerbeobachtung. 2002. Opladen: Leske und Budrich

Der Beitrag diskutiert Leistungen des deutschen Modells der Berufsbildung im Vergleich zur Ordnung der beruflichen Bildung in anderen europäischen Ländern. Er charakterisiert zunächst die Aufgabe beruflicher Bildung im weiteren Kontext des gesamten Bildungssystems und illustriert die Vielfalt der dafür in europäischen Ländern gefundenen Lösungen. Dann werden in Thesenform ausgewählte Aspekte des deutschen Modells herausgehoben, vor dem Hintergrund neuerer systemvergleichender Forschung diskutiert und einige Überlegungen zur weiteren Entwicklung des deutschen Systems angestellt. Als besondere Leistungen des deutschen Modells der Berufsbildung werden seine Fähigkeit hervorgehoben, eine gute Integration von Berufsanfängern in den Arbeitsmarkt zu sichern und nur kleine Quoten von Ausbildungsabsolventen übrig zu lassen, die nur über eine der minimalen Schulpflicht entsprechende Ausbildung verfügen. Das duale System der Berufsbildung steht aber vor besonderen Herausforderungen in der Bildungsintegration von Kindern aus Einwanderungsfamilien. Für die Zukunft verlangen die erhöhten Qualifikationsanforderungen eine bewusste Strategie der Niveau-Differenzierung in der Berufsbildung, ihre Weiterentwicklung an den Grenzen zum Hochschulsystem und einen weiteren Ausbau der berufsbezogenen Weiterbildung, die in anderen europäischen Ländern wesentlich weiter entwickelt ist als in Deutschland.