Jette Schröder, Josef Brüderl
Der Effekt der Erwerbstätigkeit von Frauen auf die Fertilität: Kausalität oder Selbstselektion?

Zeitschrift für Soziologie, 2008: 37, Heft 2, S. 117-136
ISSN: 0340-1804

Der Beitrag untersucht mit den Daten des Familiensurveys 2000, ob die Erwerbstätigkeit von Frauen in Westdeutschland einen kausalen Effekt auf den Übergang in die Mutterschaft hat. Es zeigt sich zunächst, dass erwerbstätige Frauen eine geringere Übergangsrate zur ersten Geburt haben als nicht erwerbstätige Frauen. Theoretische Überlegungen lassen es jedoch fraglich erscheinen, ob der Effekt tatsächlich kausal ist – ob also die Erwerbstätigkeit die Ursache für die geringere Übergangsrate erwerbstätiger Frauen ist. Vielmehr gibt es plausible Argumente dafür, dass der Zusammenhang auf Selbstselektion in Erwerbstätigkeit und Nichterwerbstätigkeit zurückzuführen ist, bzw. darauf, dass die Fertilitätsabsicht die Erwerbsbeteiligung bestimmt. Um die Kausalität des Effekts zu überprüfen, werden zwei indirekte Kausalitätstests durchgeführt. Diese liefern starke Hinweise darauf, dass der Effekt nicht oder zumindest nur teilweise kausal ist.

This paper addresses the question of whether labor force participation of women influences the transition to motherhood in West Germany. Multivariate event history analyses using the West-German Family Survey 2000 show that compared with unemployed women, gainfully employed women have significantly lower transition rates to the first child. However, according to theoretical considerations it is debatable whether this effect is causal. There are plausible arguments that this is due to self-selection, i.e. women with low family orientation self-select into employment. To check this, two indirect testing strategies were developed. Results show that (at least part of) the effect of employment on fertility is not causal.