Birgit Becker
Der Einfluss des Kindergartens als Kontext zum Erwerb der deutschen Sprache bei Migrantenkindern

Zeitschrift für Soziologie, 2006: 35, Heft 6, S. 449-464

Für den Bildungserfolg von Migrantenkindern im deutschen Schulsystem ist die Beherrschung der deutschen Sprache eine notwendige Voraussetzung. Eine wichtige Determinante des Zweitspracherwerbs bei Migranten stellt der Zugang zur Sprache des Aufnahmelandes dar. Für Migrantenkinder im Vorschulalter bietet der Kindergarten einen solchen Zugang zur deutschen Sprache. Mit den Daten der Osnabrücker Schuleingangsuntersuchung der Jahrgänge 2000 bis 2005 lässt sich nachweisen, dass Defizite in der deutschen Sprache bei Migrantenkindern umso seltener vorkommen, je länger diese den Kindergarten besucht haben. Darüber hinaus wird mit Verfahren der Mehrebenenanalyse untersucht, ob es zwischen den Kindergärten Niveauunterschiede in der durchschnittlich benötigten Deutschförderung gibt. Für die türkischen Kinder kann nachgewiesen werden, dass signifikante Unterschiede zwischen den Kindergärten existieren, während für die Aussiedlerkinder keine solchen Gruppenunterschiede festzustellen sind. Die in der türkischen Stichprobe gefundene Variation im Deutschförderbedarf zwischen den Kindergärten kann durch die Berücksichtigung des Migrantenanteils in den Kindergärten deutlich reduziert werden und verschwindet bei Berücksichtigung des Anteils türkischer Kinder in den Kindergärten vollständig. Bei den türkischen Kindern fördert ein hoher Anteil der eigenen ethnischen Gruppe im Kindergarten die sprachliche Segregation in dieser Einrichtung und erschwert damit den Erwerb der deutschen Sprache.

In order to succeed within the German school system, immigrant children need to have mastered the German language. Exposure to the host country’s language is an important factor in immigrants’ acquisition of the second language. Kindergarten affords such exposure to the German language to immigrant children of preschool age. Data from the school entrance examination of the City of Osnabrück for the years 2000 to 2005 show that deficits in German skills are less likely to occur among immigrant children the longer they have attended Kindergarten. Furthermore, methods of multilevel analysis are used to detect differences among Kindergartens with regard to the average level of German language deficits. While for Turkish child differences from the one to the other Kindergarten are significant, no such group differences exist for ethnic-German (but non-German-speaking) children from the former Soviet Union. The variance in the German language deficits among Kindergartens found in the sample of Turkish-background children can be clearly reduced by taking into account the proportion of immigrant children in the Kindergartens, and it disappears completely once the proportion of Turkish children is accounted for. With regard to the Turkish children, the results indicate that a high proportion of children of the same ethnic origin in Kindergartens fosters linguistic separation in these institutions and in this way hampers their acquisition of the German language.