Rüdiger Schmitt-Beck, Jan W. van Deth, Alexander Staudt
Die AfD nach der rechtspopulistischen Wende. Wählerunterstützung am Beispiel Baden-Württembergs

Zeitschrift für Politikwissenschaft, 2017: 27, Heft 3, S. 273-303
ISSN: 1430-6387 (print); 2366-2638 (online)

Anhand einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage aus Baden-Württemberg werden Hintergründe und Motive der Unterstützung der AfD im Vorfeld der Bundestagswahl 2017 untersucht. Die Studie testet eine Reihe von Hypothesen, die sowohl strukturelle als auch einstellungsbezogene Faktoren berücksichtigen. Fehlende Parteibindungen machen Wähler für die AfD verfügbar, für Personen mit rechter ideologischer Identifikation ist sie besonders attraktiv. Der bei weitem stärkste Prädiktor ist jedoch eine negative Beurteilung der Leistungen der Exekutiven auf Bundes- und Landesebene. Weniger bedeutsam sind Wahrnehmungen mangelnder Eliten-Responsivität. Es gibt überdies Anzeichen, dass die AfD auch von Personen gewählt wird, welche die Demokratie nicht bedingungslos unterstützen. Erkennbar wird zudem eine ausgeprägte Resonanz zwischen nativistischen, insbesondere ethnozentrischen Einstellungen und der entsprechenden Rhetorik der Partei. Prozesspräferenzen, welche die liberalen Komponenten der Demokratie gering schätzen, hängen ebenfalls mit der Neigung zur AfD zusammen. Die in der öffentlichen Diskussion oft formulierte sozioökonomische Prekaritäts-These sowie eng gefasste Vorwürfe unzureichender Eliten-Responsivität greifen hingegen zu kurz.

Based on a representative survey conducted in the state of Baden-Württemberg, the study explores structural and attitudinal backgrounds of voter support for the right-wing populist Alternative for Germany (AfD) in the run-up to the 2017 German Federal Election. A broad range of hypotheses is tested, leading to quite complex findings. Lacking partisanship makes voters available for the AfD. Persons leaning to the Right are strongly attracted to this party. However, the most powerful predictor are negative views of the performance of State and Federal executives. Also important are nativist orientations like ethnocentrism and rejection of supranational integration in the European Union. Socio-economic precariousness appears rather unimportant for AfD support. Illiberal process preferences and lacking social integration are also related to votes for the AfD, but their impact is mediated through other attitudes.