Empirische Beobachtungen beispielsweise von Proporzdemokratien oder von korporatistischen Systemen beschreiben eine Transformation von majoritären Entscheidungssystemen in konsensuelle Verhandlungssysteme, über deren Koordinationsmechanismen wenig bekannt ist. In der politischen Theorie kann die Koordination von unterschiedlichen politischen Positionen entweder mit makropolitischen Ansätzen oder mit einem "Makro-Mikro"-Paradigma erklärt werden. Während mit der makro-politischen Vorgehensweise ein politisches oder ein politisch/privates Mehrheitsmodell ohne Verhaltensannahmen verbunden ist, steht für die Analyse des verhaltenstheoretischen Umweges mit der Tauschtheorie ein Ansatz zur Verfügung, der eine optimale Koordination der Verhandlungsressourcen in politischen Verhandlungssystemen verspricht. Nach der hier entwickelten Auffassung stehen formale Verhandlungsressourcen lediglich politischen Akteuren zur Verfügung, die privaten Akteuren einen Zugang zum Verhandlungsprozeß gewähren können. Dieser Zugang privater Akteure war in der Vergangenheit ein zentraler Forschungsgegenstand der Policy-Analyse, und es konnten Beziehungsmuster zwischen privaten und politischen Akteuren identifiziert werden, die ein politisches System oder einen Politikbereich charakterisieren. Die Einbindung solcher Beziehungsmuster und ihre Trennung vom institutionellen Element politischer Verhandlungssysteme wird am Beispiel eines Modells vorgestellt, das sich sowohl zur Beschreibung als auch zur Erklärung von Verhandlungsresultaten in komplexen Verhandlungssystemen eignet. In diesem Zusammenhang wird insbesondere die Frage untersucht, wie ein politisches Verhandlungssystem dekompositioniert wird und welche Auswirkungen soziale Kooperationsmuster auf den Verhandlungsausgang haben können.