Nadia Granato, Frank Kalter
Die Persistenz ethnischer Ungleichheit auf dem deutschen Arbeitsmarkt: Diskriminierung oder Unterinvestition in Humankapital?

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2001: 53, S. 497-520

Arbeitsmigranten und ihre Nachkommen sind auf dem deutschen Arbeitsmarkt nach wie vor deutlich schlechter gestellt. Während dies jedoch für die Frühphasen der Zuwanderung auf relativ naheliegende Ursachen zurückzuführen ist, liegen viele dieser Randbedingungen mittlerweile nicht mehr vor. Die Persistenz der ethnischen Ungleichheit könnte deshalb entweder auf Diskriminierungsprozesse oder auf eine systematische Unterinvestition in arbeitsmarktrelevantes Humankapital hindeuten. In diesem Beitrag werden theoretische Argumente und empirische Belege dafür erbracht, dass für die Situation auf dem deutschen Arbeitsmarkt vor allem der zweite Mechanismus relevant zu sein scheint. Mit Hilfe der Daten des Mikrozensus 1996 wird untersucht, ob eine niedrigere Positionierung auf dem Arbeitsmarkt auch unter Kontrolle von Generationenstatus und Bildungsabschlüssen feststellbar ist. Das Ergebnis fällt relativ klar aus: Die niedrigere Arbeitsmarkt-Positionierung der zweiten Generation lässt sich fast ausschließlich auf Bildungsunterschiede zurückführen.

In the German labor market former labor immigrants and their descendents still occupy lower positions. In contrast to the early phase of in-migration nowadays most of the obvious structural reasons for ethnic stratification have vanished. Therefore, remaining inequalities could either be due to processes of discrimination or may result from immigrants' permanent under-investment in human capital. In this contribution we present theoretical arguments and empirical results why the latter mechanism seems to be more important for the situation in the German labor market. Using data of the micro-census 1996 we analyze, whether labor market positions of immigrants are still lower controlling for generation and education. The findings are rather clear-cut: nearly all labor market disadvantages of the second generation can be traced back to educational differences.