Nadia Granato
Effekte der Gruppengröße auf die Arbeitsmarktintegration von Migranten

Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, 2009: 61, Heft 3, S. 387-409
ISSN: 1861-891X

In Deutschland sind zugewanderte Arbeitskräfte auch unter Berücksichtigung der relevanten Ressourcenausstattung beruflich häufig schlechter gestellt als vergleichbare Einheimische. Dieser Beitrag untersucht empirisch mit Daten des deutschen Mikrozensus, inwieweit sich diese Nachteile durch die regionale Konzentration einer ethnischen Minderheit erklären lassen. Dazu werden zunächst grundlegende theoretische Ansätze zur Wirkung der relativen Gruppengröße auf den Erfolg verschiedener Gruppen von Arbeitskräften dargestellt. Empirisch zeigt sich, dass eine starke eigenethnische Konzentration das berufliche Prestige türkischer Erwerbstätiger mit höherem Bildungsniveau verringert, d. h. es tritt ein negativer endogener Effekt auf, wie ihn das Modell der ethnischen Mobilitätsfalle vorhersagt. Der Anteil der türkischen Bevölkerung auf Kreisebene beeinflusst aber nicht nur die Arbeitsmarktperformance türkischer Erwerbstätiger, sondern es treten auch sogenannte exogene Effekte bei italienischen und deutschen Arbeitskräften auf. Insgesamt kann die relative Gruppengröße einen, wenn auch vergleichsweise kleinen, Beitrag zur Erklärung ethnischer Ungleichheiten leisten.

Some ethnic minorities tend to be less successful in the German labour market compared to the indigenous population even when controlling for relevant resources. The paper uses data from the German Mikrozensus to investigate to what extent the remaining ethnic disadvantages can be explained by relative minority group size. On theoretical grounds, ethnic concentration can have an impact on the members of the own minority as well as on members of other ethnic groups. The paper finds empirical evidence that a strong ethnic concentration impedes structural assimilation of Turkish migrants with a higher level of education, as the ethnic mobility trap model would suggest. However, the share of the Turkish population in a county does not only have an impact on the labour market performance of Turkish migrants (endogenous effect) but also affects the economic success of Italians and Germans (exogenous effects). The empirical results indicate, that controlling for regional concentration can – at least for some minority groups and to some extent – explain remaining ethnic disadvantages.