Andreas M. Wüst
Einstellungen von Parlamentskandidaten gegenüber Einwandererminoritäten in Deutschland und den Niederlanden

Zeitschrift für Parlamentsfragen, 2005: 36, Heft 1, S. 142-152
ISSN: 0340-1758

Die Parteipräferenzen von Einwanderern und das Wahlverhalten Eingebürgerter lassen sich nur bedingt mit den gängigen Ansätzen empirischer Einstellungs- und Wahlforschung erklären. Für Deutschland und die Niederlande hat sich gezeigt, dass der ehemaligen Staatsbürgerschaft bzw. der Ethnizität große Erklärungskraft für politische Einstellungen zukommt. Zusätzlich dazu wurden für Deutschland einige soziodemographische Variablen (v.a. Religion und Kirchenbindung) und für die Niederlande ideologische Orientierungen (Links-Rechts-Dimension) als erklärungskräftig identifiziert. Den Erklärungen fehlt mit einer empirischen Analyse der Angebotsseite jedoch ein Mosaikstein, der helfen könnte zu verstehen, warum einzelne Einwanderergruppen bestimmte Parteien präferieren oder ablehnen. In Ansätzen ist dies durch einen Blick auf Inhalte der Wahlprogramme deutscher Parteien versucht worden. Hier wünschte man sich zum einen intensivere Analysen, doch zum anderen liegen inzwischen mit der deutschen und der niederländischen Kandidatenstudie Informationen zu den Einstellungen der Kandidaten bei nationalen Hauptwahlen (jeweils 2002) vor, die ebenfalls Licht auf die Verbindungen zwischen Parteien und Wählern, die eingewandert sind und/oder eingebürgert wurden, werfen könnten. Wie attraktiv sind die einzelnen Parteien und ihre Kandidaten auf der Grundlage ihrer Attitüden und Meinungen für die verschiedenen Einwanderer- und Eingebürgertengruppen? Dieser Frage wird hier vorrangig nachgegangen. Daneben interessiert, inwieweit mögliche Einstellungsunterschiede länderübergreifenden Mustern folgen, die sich durch ideologische Grundpositionen und durch die Zugehörigkeit zu bestimmten Parteifamilien erklären lassen.