Die Bildungsexpansion wird in der Literatur mit einer Vielzahl von Folgen in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen verbunden. Der Beitrag untersucht diese Zusammenhänge vor allem für zwei ausgewählte Bereiche: die Entwicklung der sozialen Ungleichheit der Bildungsbeteiligung im Zuge der Bildungsexpansion und die Entwicklung der Folgen von erworbenen Bildungsqualifikationen für die Erwerbschancen und die berufliche Plazierung von Bildungsabsolventen im Beschäftigungssystem. Für diese Be-reiche werden die vorweggenommenen oder nachträglich gemachten weitreichenden Aussagen einzelner Soziologen, die als diagnostische Zeitdeutungen verstanden werden können, den vorhandenen, jedoch begrenzten Erkenntnissen empirischer soziologischer Forschung gegenübergestellt. Der Autor kommt zu dem Ergebnis, daß sich die "Diagnosefä-higkeit der Soziologie" in den untersuchten Bereichen kaum als tragfähig erwiesen hat. Dies liegt zum Teil an der kaum überwindbaren Schwierigkeit, den Beitrag einer Einzelentwicklung in vielfach interdependenten sozialen Veränderungsprozessen präzise zu bestimmen, zum Teil aber auch an den inhärenten argumentativen Schwächen von Diagnosen.