Egbert Jahn
Ethnische, religiöse und nationale Minderheiten. Begriffe und Statusoptionen

Osteuropa, 2007: 57, Heft 11, S. 7-25

Lange Zeit wurden ethnische, religiöse und nationale Minderheiten als von der Mehrheit zu assimilierende Störfaktoren im möglichst homogenen Nationalstaat angesehen. In wenigen Staaten gelten einige seit langem ansässige Minderheiten als mit der Mehrheit gleichberechtigte Völker, in anderen genießen sie den Status von föderativen oder autonomen Subjekten, in vielen werden sie diskriminiert oder unterdrückt. Geringeren Rechtsstatus besitzen überall neu zugewanderte und eingebürgerte Minderheiten. Die Siedlungsstruktur und politisch-geographische Lage ethnischer Minderheiten innerhalb der Staaten ist von erheblicher Bedeutung für den Grad und die Art ihrer eventuellen Mobilisierung und Radikalisierung in nationalen Bewegungen. Eine differenzierte begriffliche Unterscheidung von Typen der Minderheiten erleichtert es, unterschiedliche Optionen für den gesellschaftlichen, politischen und rechtlichen Umgang zwischen Mehrheit und Minderheiten zu entwickeln.