Sascha Huber
Experimente im Vergleich: Spitzenkandidaten, politische Urteilsbildung und Wahlentscheidungen in präsidentiellen und parlamentarischen Systemen

Methoden-Daten-Analysen, 2012: 6, Heft 2, S. 212-244
ISSN: 1864-6956 (print); 2190-4936 (online)

Ein Hauptproblem bei der Erforschung der Bedeutung von politischen und unpolitischen Eigenschaften von Spitzenkandidaten ist das Endogenitätsproblem. Mit Umfragedaten lässt sich kaum ermitteln, welchen Ursprung Urteile zu politischen Kandidaten haben. Mit Hilfe von Experimenten in Deutschland, Schweden, Frankreich und den USA wird in diesem Artikel versucht, Hinweise auf die relative Bedeutung von politischen und unpolitischen Kandidateneigenschaften in präsidentiellen und parlamentarischen Systemen zu gewinnen. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass scheinbar unpolitische Bewertungen sehr häufig einen politischen Ursprung haben und dass Charaktereigenschaften von Kandidaten bei parlamentarischen Wahlentscheidungen einen deutlich geringeren Einfluss haben als bei präsidentiellen Wahlentscheidungen. Diese Befunde sind über die vier Länderkontexte hinweg stabil.

Research on Ieader effects on voting behavior faces major problems of endogeneity. With traditional survey data, one can hardly detect where Ieader evaluations come from. ln this article four experimental studies in Germany, Sweden, France and the USA are presented that try to find evidence on the relative importance of political and apolitical candidate traits in presidential and parliamentary systems. The results indicate that seemingly apolitical evaluations of Ieaders often have a political origin and that character traits of candidates do have a much weaker influence in parliamentary voting decisions than in presidential voting decisions. These findings are robust across the four countries.