Hermann Weber
Herausbildung und Entwicklung des Parteiensystems der SBZ/DDR

Aus Politik und Zeitgeschichte, 1996: Heft B 16/17, S. 3-11

Die sowjetische Besatzung ließ 1945 in der SBZ vier Parteien zu (KPD, SPD, CDU, LDP), die zunächst die Tradition des deutschen Parteiensystems fortführten. Durch die Schaffung des 'Blocks' 1945, die Zwangsvereinigung der SPD mit der KPD zur SED und damit die Ausschaltung der SPD 1946 sowie die Gleichschaltung von CDU und LDP entstand das sogenannte sozialistische Mehrparteiensystem. Darin waren auch die 'Massenorganisationen' (FDGB, FDJ, DFD usw.) einbezogen und somit ein kommunistisches Regime nach dem Vorbild der Sowjetunion aufgebaut. In diesem 'Parteiensystem' hat die zentralistisch organisierte SED ihre absolute Herrschaft ausgeübt, propagandistisch verschleiert durch die widersinnige Formel vom 'demokratischen Zentralismus'. Sie wurde dabei von Blockparteien und Massenorganisationen unterstützt, die kritiklos Alibifunktionen, eine angeblich gesamtdeutsche Rolle sowie Mobilisierungs- und Transmissionsfunktionen übernommen hatten. Heute ist unumstritten, daß die Blockparteien unselbständige, von der SED abhängige Organisationen waren. Umstritten ist der Grad ihrer Mitverantwortung für die SED-Diktatur. die notwendige Aufarbeitung der DDR-Geschichte setzt auch eine Auseinandersetzung mit dem 'Block' voraus, weil davon einige Parteien inzwischen im heutigen deutschen Parteiensystem aufgegangen sind.