Vor dem Hintergrund der jüngsten, teils kontroversen wissenschaftlichen Debatte zur Auswirkung ökonomischer Unsicherheit auf die Familiengründung, analysieren wir in diesem Beitrag die Fertilitätskonsequenzen der zwei wohl wichtigsten Indikatoren ökonomischer Unsicherheit, befristete Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitslosigkeit, in Ost- und Westdeutschland. Basierend auf Daten des Sozioökonomischen Panels (SOEP) der Jahre 1995-2007 können wir weder für ost- noch für westdeutsche Frauen nachweisen, dass befristete Arbeitsverhältnisse zu einem Aufschub der ersten Mutterschaft führen. Ebenfalls lassen sich keine Wirkungsunterschiede befristeter Beschäftigung nach individuellem Bildungsniveau, dem Qualifikationslevel der beruflichen Position oder dem Wirtschaftssektor feststellen. Phasen von Arbeitslosigkeit hingegen führen sowohl in Ost- als auch in Westdeutschland zu einer Verschiebung der ersten Geburt. Allerdings unterscheiden sich die Fertilitätsmuster zwischen Ost- und Westdeutschland dahingehend, dass in Westdeutschland Familiengründungen häufig dann verschoben werden, wenn der männliche Partner von Arbeitslosigkeit betroffen ist, während der Prozess der Familiengründung in Ostdeutschland weniger von der Erwerbssituation des männlichen Partners als vielmehr von der Arbeitsmarktlage der Frau betroffen zu sein scheint.