Wolfgang C. Müller
Politische Delegation und Strategien der Problemlösung: das Beispiel westlicher Demokratien

Zeitschrift für Staats- und Europawissenschaften, 2004: 2, Heft 4, S. 527-547

Delegationsprobleme zwischen Bürgern und Politikern werden sowohl von den Agenten (Politikern) als auch von den demokratischen „Prinzipalen“ (Bürgern) wie den politischen Institutionen verursacht. Bürger und Politiker können sich um die Lösung oder zumindest Bearbeitung solcher Probleme bemühen, indem Agenten ausgetauscht oder Institutionen reformiert werden. Den Politikern stehen darüber hinaus die Strategien der Information, der „Kartellisierung“ und des Machtverzichts zur Verfügung, um sich gegen Sanktionen der Bürger zu schützen. All diese Strategien weisen allerdings spezifische Probleme auf. So sind neue Agenten nicht notwendigerweise „besser“, mitunter stehen überhaupt keine personellen Alternativen zur Verfügung. Institutionelle Reformen sind mit Unsicherheiten hinsichtlich ihrer tatsächlichen Konsequenzen behaftet. Während sich die Strategie der Information als nicht ausreichend effektiv erweisen dürfte, erscheint eine „Kartellisierung“ nicht nur wenig Erfolg versprechend, sondern auch demokratiepolitisch problematisch. Ein Machtverzicht schließlich bringt neue Delegationsprobleme mit sich.

Manifest delegation problems between citizens and politicians can be caused by the agents (politicians), by the ultimate principals in a democracy (citizens), or by the institutions linking them. Citizens as well as politicians may attempt to resolve these problems or at least to find a way to manage them. Both can exchange agents (via general elections or intra-party mechanisms) and reform the institutions. Politicians may, furthermore, resort to the strategies of informing the citizens, of cartelisation, and of delegating powers to non-political institutions (central banks, independent regulatory agencies, courts) or the European Union. Each of these strategies faces its own intrinsic problems. New agents are not necessarily better than the old ones and, occasionally, no alternative agents are at hand. Institutional reforms are generally decisions under risk and may produce detrimental effects. The strategy of information is not sufficiently effective. Cartelisation proves to be neither effective nor democratically rewarding, whereas empowering non-political institutions may create a new set of delegation problems.