Rüdiger Schmitt-Beck
Prerequisites of Deliberative Democracy: Inclusivity, Publicity, and Heterogeneity of German Citizens’ Everyday Political Talk

Studies in Communication and Media, 2022: 11, Heft 1, S. 7-72
ISSN: 2192-4007

Departing from a systemic perspective, the paper aims to contribute to a better understanding of ordinary citizens’ everyday political talk from a deliberative democratic point of view. Drawing on unique survey data collected in Germany it examines three pre-requisites of deliberative democracy as a model of democracy that is rooted in political discussions among the citizenry at large: (1) The prerequisite of inclusivity expects citizens’ engagement in everyday conversations to be widespread and egalitarian. (2) The prerequisite of publicity demands citizens to be mutually aware of each other’s political perspectives. (3) The prerequisite of heterogeneity necessitates that the standpoints to which citizens are exposed when communicating about politics reflect society’s political pluralism. Analyses of citizens’ communicative engagement in their overall and core networks suggest basically positive diagnoses for all three prerequisites, but with severe limitations on closer inspection. The paper furthermore shows that with regard to everyday political talk social inequality gives rise to political inequality, and demonstrates how these effects are mediated by variations in citizens’ endowment with cultural and social capital.

Der Beitrag möchte zu einem besseren Verständnis der Bedeutung der lebensweltlichen Alltagskommunikation der Bürger für die deliberative Demokratie beitragen. Aus systemischer Perspektive wird die normative Sicht der deliberativen Demokratietheorie auf dieses Phänomen rekonstruiert. Dabei werden drei Voraussetzungen der deliberativen Demokratie identifiziert, die sich auf deren Verwurzelung in der politischen Alltagskommunikation der Bürger beziehen: (1) Die Voraussetzung der Inklusivität postuliert, dass die Beteiligung an politischen Alltagsgesprächen weit verbreitet und egalitär sein soll. (2) Die Voraussetzung der Öffentlichkeit verlangt wechselseitige Information der Bür-ger über ihre politischen Standpunkte. (3) Die Voraussetzung der Heterogenität beinhaltet, dass die politischen Positionen, denen die Bürger in ihrer lebensweltlichen Kommunikation begegnen, den Pluralismus der Gesellschaft repräsentieren. Detaillierte Analysen der kommunikativen Erfahrungen der Bürger mit den Mitgliedern ihrer Gesamt- und Kernnetzwerke auf Basis einer eigens in Deutschland erhobenen repräsentativen Bevölkerungsumfrage legen für alle drei Voraussetzungen grundsätzlich positive Diagnosen nahe, die jedoch bei näherer Betrachtung stark relativiert werden müssen. Der Beitrag zeigt darüber hinaus, dass im Hinblick auf alltägliche politische Diskussionen soziale Ungleichheit zu politischer Ungleichheit führt, und demonstriert, wie diese Effekte durch Variationen in der Ausstattung der Bürger mit kulturellem und sozialem Kapital vermittelt werden.