Der Prozeß der europäischen Integration wurde in den letzten Jahren wieder verstärkt zum Gegenstand sozialwissenschaftlicher Forschung. Theoretische Entwürfe waren mit diesem erneuten Interesse jedoch nur selten verbunden oder sie waren disziplinär begrenzt, so daß der Gesamtzusammenhang des Integrationsprozesses aus dem Blick geriet. Gleichzeitig bedeutet die zunehmende Wirkungstiefe des Integrationsprozesses für eine Reihe von gemeinhin nicht zur Integrationsforschung zählenden Bereichen (vor allem im Bereich der international vergleichenden Forschung), daß diese in zunehmendem Maße empirisch und konzeptionell mit den Auswirkungen des Integrationsprozesses konfrontiert werden. Es bedarf deshalb einer Zugangsweise auf den Integrationsprozeß, die eine Kommunikation sowohl innerhalb der Politikwissenschaft als auch mit benachbarten Disziplinen überhaupt ermöglicht, ohne durch theoretische Vorentscheidungen die Erforschung einer gemeinsamen Problematik schon im Keim zu ersticken. Es geht also nicht um eine Theorie, sondern um eine Fragestellung mit allerdings weitreichenden theoretischen Implikationen. Eine solche Fragestellung könnte sein, wie, durch wen und mit welchen Auswirkungen Regieren in der Europäischen Union erfolgt. Wir glauben, daß sich hierdurch ein theoretischer und empirischer Beitrag zum Verständnis der Möglichkeiten und Grenzen handlungsfähiger und demokratischer Politik unter den Bedingungen von Verflechtung und Interdependenz leisten läßt, der über die eigentliche Europaforschung weit hinausgeht.